Strahlend blaues Wasser, menschenleere Strände, kein Mensch weit und breit. Ende August des Jahres 2025 verlassen mein Partner und ich das geschäftige Bangkok mit genau diesem Szenario im Kopf. Mit dem Zug brechen wir in den Süden auf, dabei haben wir ein Ziel vor Augen: eine Seite von Thailand kennenzulernen, die abseits der bekannten Inselrouten liegt.
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Mehr InformationenIn den Hostels in Bangkok erzählen uns andere Reisende von ihrer Reiseroute. Bangkok – Koh Tao – Koh Pha-ngan – Ko Samui – Bangkok. Die meisten wollen fliegen oder direkt mit der Fähre weiter. „Schneller und günstiger“, sagen sie – und sie haben Recht. Doch wir haben andere Pläne. Wir wollen das Thailand entdecken, das keine englischen Speisekarten kennt und auf denen Pad Thai nicht selbstverständlich aufgelistet ist. Also steigen wir in den Zug, fünf Stunden Holzklasse, die Küste entlang, Richtung Süden.
Mit dem Rucksack unterwegs
Unser erster Stopp ist in der Provinz Prachuap Khiri Khan. Eine gemütliche Gegend, die einst mal in drei Dörfer aufgeteilt war, welche mit der Zeit jedoch zusammengewachsen sind. Es liegt eine friedliche Atmosphäre über dem Ort.
Ein Grund warum wir auch hier her wollten, waren die Inselgruppen Ko Lam und Ko Rom. Vom Strand aus scheinen sie nur ein paar Schwimmzüge entfernt, doch als wir mit dem geliehenen Kajak hinaus paddeln, merken wir schnell, dass Entfernungen auf dem Wasser trügerisch sein können. Der Aufwand lohnt sich: Auf jeder der kleinen, unberührten Inseln finden wir einsame Strände, an denen wir anlegen, ins Wasser tauchen und die Stille genießen. Für einen Moment fühlen wir uns wie Entdecker eines vergessenen Ortes.
Nach einem Tag Entdeckungstour mit dem Roller fahren wir die Küste entlang bis zu ihrem südlichsten Zipfel. Die Sonne steht schon tief, aber wir wagen uns trotzdem an den kleinen Pfad entlang durch das grüne Dickicht bis wir zu einem kleinen versteckten Steinstrand gelangen. Der Wind trägt ein helles Klirren durch die Luft, unzählige Muschelketten hängen in den Bäumen und tanzen im Wind. Vielleicht kommt jemand immer wieder hierher, um die Windspiele aufzuhängen – eine leise Geste, die den Ort mit einer tiefen Friedlichkeit erstrahlen lässt.
Vom Steinstrand eröffnet sich ein Blick auf das offene Meer und die Küste der Provinz Prachuap Khiri Khan. © Emely Schwab
Auf unserem Weg zurück erwartet uns eine weitere Überraschung: eine Thailänderin, die wir bereits vor einigen Stunden in einem nahe gelegenen Nationalpark getroffen haben, lächelt uns entgegen. Wir waren ins Gespräch gekommen weil sie auch Deutsch sprechen kann und ihre Kinder, so erzählt sie uns, in München studieren. Sie und ihre Freunde laden uns zum Essen ein, in ein gemütliches Restaurant an der Strandseite. Und so endet auch dieser abenteuerliche Tag mit netten Gesprächen, Lachen und einer neuen Freundschaft.
Pathiu – ein unscheinbar schöner Ort
Mit dem Zug reisen wir zwei Stunden weiter die Küste entlang. Wir halten in einem kleinen Ort namens Pathiu in der Provinz Chumphon. Wir hatten online ein schönes Resort gefunden in dem wir ein paar Tage verweilen wollten bevor es weiter geht auf die Insel Koh Tao. Mit einem herzlichen Lächeln werden wir am Bahnhof überrascht, die Schwägerin des Eigentümers wartet bereits um uns zu der Unterkunft zu begleiten.
Auch wenn dieser Ort auf der Landkarte sehr unscheinbar und abgelegen wirkt, zählt er zu den schönsten, die wir in Thailand entdeckt haben. Unser Resort liegt nur ein paar Schritte vom Strand entfernt und mit dem Roller ist man in wenigen Minuten im Zentrum der Kleinstadt. Das Städtchen ist zwar nicht besonders groß, gibt jedoch viel her. Eine kleine Markthalle mit Obst- und Gemüsehändlern, verschiedenste Supermärkte und viele leckere Restaurants in denen man sich durch die lokale Küche probieren kann. Jeden Dienstag gibt es einen großen Wochenmarkt, welcher sich durch die zentralen Straßen und Gassen zieht.
Eine weitere unerwartet Begegnung sollte schon bald unsere Entscheidung beeinflussen, an diesem Ort länger zu verweilen, als ursprünglich geplant. Der Gastgeber des Resorts ist zu dieser Zeit auch nur vorübergehend hier, denn er stammt aus Australien. Vor einigen Jahren hatte er in diesem kleinen Ort seine Frau kennengelernt und beschlossen, hier sein eigenes Resort, bestehenden aus vielen verschieden Holzhütten, zu errichten. Er ist ein lebhafter, humorvoller Mann und wir verstehen uns auf Anhieb. Wir erzählen ihm von unseren bisherigen Reisen, unseren Erlebnissen und den Zielen, die noch vor uns liegen. Schon bald macht er uns den Vorschlag, dass wir ihm doch im Gegenzug für Kost und Logis, bei der Renovierung und beim Streichen des Resorts helfen könnten. Wir stimmen sofort zu, denn genau nach solchen Gelegenheiten sucht man als Backpacker, um für längere Zeit und für weniger Geld an einem Ort bleiben zu können.
In den nächsten Tagen wird uns auch die Neugierde und Freundlichkeit der Thailänder immer wieder begegnen. Schon nach ein paar Tagen erkennen wir vertraute Gesichter wieder. Besonders der kleine Kiosk an der Ecke, betrieben von der Schwiegermutter unseres Gastgebers, wird zu einem festen Anlaufpunkt. Auch ohne gemeinsame Sprache schaffen wir es, uns einigermaßen zu verständigen. Die ältere Frau freut sich jedes mal über unseren Besuch und scheut sich nicht, sich nach unserem Wohlbefinden zu erkundigen.
Die nächsten Wochen verbringen wir viel Zeit mit unserem Gastgeber und seiner Familie und gewinnen dabei einen tieferen Einblick in die Lebensweise der Menschen. Und was mindestens genauso besonders ist wie die Menschen an diesem Ort, sind seine menschenleeren Strände.
Vergessene Strände
Man könnte sagen, dass wir hier genau das gefunden haben, nach dem wir gesucht hatten. Tage lang könnte man sich nur damit beschäftigen, neue abgelegene Strände zu entdecken.
Wir schnappen uns einen Roller und fahren die Küste entlang bis zu einem Strand namens „Thung San Beach“. An einer Seite des Strandes ragt eine riesige Klippe empor, während das Wasser in einem hellen Blau erstrahlt. Wir setzen uns in den weichen, weißen Sand und blicken auf ein Panorama, das man sonst nur als Screensaver auf dem Computer kennt. Kein Mensch ist weit und breit zu sehen. Die Küste entlang reihen sich zwar zahlreiche Restaurants, doch die Tische bleiben leer. Die Strandresorts wirken verlassen, fast vergessen.
Ein paar Kilometer weiter erreichen wir den „Thung Yang Beach“. Hier ist es etwas lebendiger, die Bar am Strand ist gut besucht – vor allem Einheimische genießen den Ort. Wir klettern die Kalkstein-Formation hinauf, die direkt am Wasser in die Höhe ragt. Von oben eröffnet sich uns ein atemberaubender Blick auf das Meer und die Küste.
Für den Aufstieg auf die Kalkformation sind feste Schuhe stark zu empfehlen, auch wenn die Einheimischen scheinbar mühelos mit ihren Schlappen die Formation hinauf klettern, sind wir froh über unsere Sneaker. Oben angekommen eröffnet sich ein spektakulärer Blick auf den Thung Yang Beach. © Emely Schwab
Der Strand bei unserer Unterkunft ist nur fünf Minuten zu Fuß entfernt. Während tagsüber keine Menschenseele am Strand zu finden ist, versammeln sich abends die Einheimischen um gemeinsam zu grillen. Manche bringen sogar ihre eigenen Fischernetze mit, um Krebse und Fische direkt aus dem Meer auf den Grill zu legen. Die Familie unserer Unterkunft lädt uns herzlich ein einfach dazuzukommen. Auch wenn wir nur über unseren Gastgeber miteinander kommunizieren können, der als Übersetzer zwischen uns vermittelt, braucht es kaum Worte. Ein Lächeln und das uns entgegen gestreckte Bier genügen um die Herzlichkeit der Menschen zu spüren.
Als wir uns wieder auf den Weg machen, spüren wir eine leise Wehmut. Die entlegenen Küstenorte, die wir erkundet durften, haben uns die wahre Schönheit der Natur und die herzliche Freundlichkeit der Menschen gezeigt. Unser neu gewonnener Freund und seine Familie sind uns sehr ans Herz gewachsen. Und wer weiß, vielleicht führt uns unser Weg eine Tages noch einmal an die vergessenen Küsten Thailands.



