Tanzendes Haus Prag moderne Baukunst
Architektur in Bewegung: Nicht nur mit dem „Tanzenden Haus“ in Prag setzt Tschechien ausdrucksstarke Statements für moderne Baukunst – innovativ, ikonisch und im spannenden Dialog mit der Geschichte. © Prague City Tourism

Kreative Architektur in Tschechien

In Tschechien geht Architektur oft weit über reine Funktion hinaus: Sie wird zur Bühne für Ideen, Experimente – und Überraschungen. Wo einst Züge ratterten, gleitet heute Kunst durch die Prager Metrostationen; ein Gasometer in Ostrava wandelt sich zum Klangkörper und ein Glaspalast leuchtet als zeitgenössisches Manifest jahrhundertealter Handwerkskunst. Gleich elf Projekte aus dem Land sind für Europas renommierteste Architekturauszeichnung, die EUmies Awards, nominiert. Wer also denkt, in Tschechien ruhen nur barocke Fassaden in Ehren, wird staunen, wie lebendig und zukunftsgewandt das architektonische Jetzt in unserem Nachbarland pulsiert.

Prag: Wo Geschichte und Gegenwart verschmelzen

Die tschechische Hauptstadt ist berühmt für ihre historischen Bauten, doch sie präsentiert sich längst auch als Bühne kühner moderner Architektur. Etwa das ikonische Tanzende Haus – ein Glasgebäude von Frank Gehry und Vlado Milunić, das mit geschwungenem Glas der Schwerkraft zu trotzen scheint. Nur einen Spaziergang weiter stößt man auf ehemalige Gewölbe an den Ufern der Moldau, die heute trendige Cafés und Galerien mit riesigen runden Glastüren beherbergen.
Ob die ikonischen Aluminium-Kacheln der Prager Metro oder die gläsernen Rundportale entlang der Moldau: In Prag wird auch Infrastruktur zur Bühne für Architektur und Design. © Prague City Tourism/Marek Musil (li.), Prague City Tourism (re.)

Ebenfalls typisch Prag: die Metro. Ihre Stationen sind nicht nur Verkehrsbauwerk, sondern eine unterirdische Galerie – vor allem die legendären Aluminiumpaneele der Linie A. Entworfen vom Architekten Jaroslav Otruba in den 1970ern, prägen diese bunten Halbkugel-Fliesen das Bild der Prager U-Bahn so sehr, dass sie heute sogar als Wahrzeichen auf Postern und T-Shirts verewigt werden. Moderne Architektur prägt auch ganze Viertel: So wandelt sich Karlín vom ehemaligen Industriegebiet zum Kreativzentrum, wo zwischen schicken Neubauten die 25 Meter hohe Frauen-Skulptur namens Lilith die Skyline ziert. Und im Künstlerviertel Holešovice bringt beispielsweise das Zentrum für zeitgenössische Kunst DOX mit seinem auffälligen Luftschiff auf dem Dach Besucher zum Staunen. Als markanter Wendepunkt der zeitgenössischen Stadtentwicklung gilt heute das 2023 eröffnete Masaryčka-Gebäude, entworfen von Zaha Hadid – ein dynamisch geschwungener Büro- und Verkehrsknotenpunkt, der als erstes internationales Großprojekt seit dem Tanzenden Haus neue Maßstäbe für moderne Architektur in Prag setzt.

Brünn: Funktionalismus und unterirdische Kathedralen

Die mährische Metropole Brno (dt.: Brünn) gilt als Mekka des Funktionalismus. Hier steht mit der Villa Tugendhat eines der bedeutendsten modernen Wohnhäuser der Welt. Das puristische Bauwerk des Architekten Ludwig Mies van der Rohe aus dem Jahr 1930 besticht durch ein offenes Raumkonzept, eine bernsteinfarbene Onyxwand und technische Raffinessen – und sie ist als einziges modernistisches Gebäude Tschechiens UNESCO-Welterbe.
Wasserspeicher am Žlutý kopec in Brünn
Die historischen Wasserspeicher am Žlutý kopec in Brünn beeindrucken mit kathedralenartiger Architektur und eindrucksvoller Lichtinszenierung – ein verborgenes unterirdisches Meisterwerk. © www.ticbrno.cz/Viktor Mácha
Doch Brünn beeindruckt nicht nur über der Erde: Unter dem Hügelpark am Žlutý kopec verbirgt sich ein Wasserreservoir aus dem 19. Jahrhundert, das aufgrund seiner gewölbten Backsteinhallen auch als Brünns unterirdische Kathedrale bezeichnet wird. Sie dient als Kulisse für Lichtinstallationen, Konzerte und Kunst-Events.
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