Jahrhundertelang war (Nysa) Neiße Residenzstadt der Breslauer Fürstbischöfe. Im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstört, blieben zahlreiche wichtige Kulturdenkmäler erhalten. Darunter auch der Glockenturm der Jakobskirche mit dem sogenannten Jakobsschatz, einer der wertvollsten Sammlungen sakraler Gebrauchskunst Schlesiens. Im September feiert das heutige Nysa den 800. Jahrestag der Stadtgründung.
Ihren Beinamen als „Schlesisches Rom“ verdankt die 1223 erstmals urkundlich erwähnte Stadt den Fürstbischöfen von Breslau. Der Ort an der Glatzer Neiße war von 1290 bis 1810 Zentrum ihres Fürstentums Neiße. Die Reste des mittelalterlichen Bischofshofes und das 1624 vollendete Bischofspalais legen bis heute Zeugnis von ihrer Macht ab. Im barocken Palais befindet sich heute das Stadtmuseum von Nysa mit einer archäologisch-stadtgeschichtlichen Sammlung und einer Kunstgalerie mit wertvollen Bildern und Radierungen aus dem 14. bis 19. Jahrhundert.
Wichtigste Sehenswürdigkeit ist die von 1401-1430 erbaute St. Jakobs- und Agneskirche. Der gotische Monumentalbau am Marktplatz diente den Breslauer Fürstbischöfen als Dom. Neben den Epitaphen zahlreicher Würdenträger der Stadt finden sich auch die Grabmale von acht Breslauer Bischöfen aus der Zeit der Hoch- und Spätrenaissance. Von den einst 43 Altären des Gotteshauses blieb nur der gotische Passionsaltar erhalten. Ein kunstvoll geschnitztes Tryptichon ersetzt den 1945 zerstörten Hauptaltar.
Der versetzt errichtete Glockenturm der Jakobskirche sollte ursprünglich eine Höhe von mehr als 100 Metern erreichen, blieb aber bis heute unvollendet und zählt nur 43 Meter. Das charakteristische Bauwerk beherbergt den „St. Jakobs-Schatz” (Skarbiec Św. Jakuba), eine Sammlung wertvoller Liturgie- und Sakralkunstwerke, wie Monstranzen, Reliquiare und Messkelche.
Besonders gut erhalten ist die Bebauung rund um den kleinen Salzmarkt (Rynek Solny) im Osten der Altstadt. Dort dominiert die barocke Fassade der 1687-1682 erbauten Marienkirche, die Teil des ehemaligen Jesuitenklosters ist. Zum Ensemble gehören das Collegium Carolinum und das Jesuitengymnasium, die durch ein spätbarockes Portal verbunden sind, sowie das St. Annenkolleg.
Seit dem 17. Jahrhundert wurde Neiße zur Festungsstadt ausgebaut. Große Teile der seit dem späten 19. Jahrhundert eingeebneten Befestigungsanlagen kann man noch heute im Bereich rings um die Altstadt besichtigen. Am besten erhalten sind die Anlagen im Stadtteil nördlich der Neiße mit dem Fort Preußen, einer Zitadelle in Gestalt eines fünfzackigen Sternes. Friedrich II. von Preußen ließ sie nach seinem Sieg über Österreich-Ungarn nach Plänen des niederländischen Ingenieurs Cornelius van Walraave errichten.
Auf dem Jerusalemer Friedhof unweit des Forts Preußen befindet sich das Grab von Joseph von Eichendorff und seiner Frau Louise von Larisch. Der bedeutende schlesische Dichter verbrachte seine letzten Lebensjahre in Neiße. Seit 1928 erinnert eine Büste vor seinem Wohn- und Sterbehaus in der heutigen ul. Eichendorffa an den berühmten Schlesier.