Die Florida Keys ziehen in den Wintermonaten bekanntlich zahlreiche Besucher an, die Sonne und milde Temperaturen suchen. Vergangene Woche landeten jedoch 25 ganz besondere Gäste auf den Florida Keys: Keine Touristen, sondern junge Meeresschildkröten, die nach einem Kälteschock dringend Hilfe benötigten und ins Turtle Hospital auf Marathon gebracht wurden.
Die Jungtiere der vom Aussterben bedrohten Atlantischen Bastardschildkröte (Kemp’s-Ridley-Turtle) wurden nach einem sogenannten Cold-Stunning-Ereignis – einer Kältestarre – im Nordosten der USA gerettet. Durch plötzlich einsetzende Kälte waren die Tiere in der Cape Cod Bay an der Küste von Massachusetts unterkühlt, geschwächt und nicht mehr schwimmfähig.
Rettung an der Küste Neuenglands
Die Schildkröten wurden von engagierten Freiwilligen an den Stränden von Cape Cod geborgen und zunächst im New England Aquarium in Boston medizinisch stabilisiert. Anschließend organisierte die Naturschutz-Flugorganisation LightHawk den Transport in den Süden: Ehrenamtliche Piloten flogen die Tiere in bereitgestellten Flugzeugen zum Florida Keys Marathon International Airport – sicher verpackt in Bananenkisten erreichten sie schließlich das Turtle Hospital in Marathon.
Vom Aussterben bedroht
Dabei geht es um weit mehr als um die Rettung einzelner Tiere. Die 25 Jungtiere stehen symbolisch für die Zukunft einer vom Aussterben bedrohten Schildkrötenart.
Alle Meeresschildkrötenarten in den Gewässern rund um die USA gelten als bedroht“, erklärt Bette Zirkelbach, Direktorin des Turtle Hospital in Marathon. „Die Kemp’s-Ridley-Schildkröte ist sogar besonders gefährdet. Es ist durchaus möglich, dass diese Art noch zu unseren Lebzeiten ausstirbt. Deshalb ist es entscheidend, diese Jungtiere gesund in die Freiheit zurückzubringen, damit sie sich später fortpflanzen können.“
Im Sommer folgen Meeresschildkröten dem Golfstrom nach Norden, angelockt vom reichen Nahrungsangebot in der Cape Cod Bay. Sinkt die Wassertemperatur dort jedoch rasch ab, geraten die wechselwarmen Tiere in eine Kältestarre.
„Meeresschildkröten können ihre Körpertemperatur nicht selbst regulieren“, erklärt Zirkelbach. „Bei Wassertemperaturen unter etwa 13 Grad Celsius verlangsamt sich ihr Stoffwechsel drastisch. Sie hören auf zu fressen, treiben hilflos im Wasser oder werden an den Strand gespült.“
Viele der geretteten Schildkröten zeigen Symptome ähnlich einer menschlichen Unterkühlung, einige leiden zudem an Lungenentzündungen und schweren Knocheninfektionen. Nach ihrer Aufnahme im Turtle Hospital begann die Behandlung umgehend. Während sich manche Tiere innerhalb eines Monats erholen könnten, benötigen andere bis zu ein Jahr intensive medizinische Betreuung.
„Es ist von größter Bedeutung, diese Schildkröten vollständig zu rehabilitieren und wieder auszuwildern“, betont Zirkelbach. „So leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Schutz dieser einzigartigen Spezies – und machen gleichzeitig die Arbeit des Turtle Hospitals für Besucher erlebbar.“
Das Turtle Hospital in Marathon
Das Turtle Hospital in Marathon wurde 1986 als weltweit erstes staatlich zertifiziertes Veterinärkrankenhaus für Meeresschildkröten gegründet. Die gemeinnützige Einrichtung widmet sich der Rettung, Pflege und Freilassung verletzter Schildkröten.
Besucher können an 90-minütigen Führungen teilnehmen, mehr über Meeresschildkrötenschutz erfahren, Genesungsprozesse live beobachten und sogar dauerhafte Bewohner kennenlernen, die aufgrund ihrer Verletzungen nicht wieder ausgewildert werden können. Damit verbindet das Turtle Hospital Artenschutz mit einem emotionalen Erlebnis für Touristen.











