Martin Luther Lauschtour Bayerisch Schwaben
Mit der Lauschtour-App können geschichtsinteressierte Besucher auf Zeitreise in Bayerisch-Schwaben gehen. Bild: © Anette Zoepf

Historische Lauschtouren durch Städte in Bayerisch-Schwaben

Von den Kelten und Römern über Herrscher wie die Wittelsbacher oder Napoleon – von der dunklen Epoche des Mittelalters bis zu klugen und mutigen Persönlichkeiten, die die Menschheitsgeschichte prägten – Bayerisch-Schwaben blickt als Heimat alter Zivilisationen und Austragungsstätte wichtiger Schlachten auf eine bewegte Historie zurück. Und noch heute erleben Besucher Geschichte hautnah. Mit der kostenlosen Bayerisch-Schwaben-Lauschtour-App sowie auf zahlreichen Themenwegen lauschen, wandern und radeln Geschichtsinteressierte entlang der bedeutendsten Geschichtsdenkmäler der Region.

Römer und Reformation in Augsburg

Einst kamen die Römer über die Alpenpässe und gründeten die Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum. Heute radeln Outdoor-Fans auf dem markierten Fernradweg „Via Claudia Augusta“ bis nach Italien. Alternativ fahren sie auf einem Teil dieses historischen Weges im Landkreis Augsburg, genauer gesagt auf dem „Lechfeld“. Über jenen Schauplatz, wo vor über 1.000 Jahren eine gewaltige Schlacht stattfand, bei der König Otto I. die Ungarn besiegte, führt der kulturhistorische Radweg „Auf römischen Spuren“. Entlang des Weges warten unter anderem ein römisches Grabdenkmal im Stadtteil Oberhausen oder das Römische Museum im Zeughaus.

Präsentationspavillon Schlacht auf dem Lechfeld Königsbrunn
Im Informationspavillon 955 in Königsbrunn wird die Schlacht auf dem Lechfeld nachgestellt. Bild: © Julia Pietsch

Im Oktober 1518 wurde Martin Luther im Augsburger Stadtpalast Jakob Fuggers drei Mal verhört. Er sollte den Mönch aus Wittenberg vom Widerruf seiner 95 verbreiteten Thesen überzeugen, was Luther ablehnte. Diese Geschehnisse machten die heutige UNESCO-Welterbestadt zu einer der bedeutendsten Städte der deutschen Reformationsgeschichte. Die Fuggerhäuser, die Kirche St. Anna mit dem Museum Lutherstiege sowie viele weitere Orte in Augsburg erinnern an diese Zeit. Mit der Lauschtour „Luther in Augsburg“ erkunden Interessierte bei einem Spaziergang durch das historische Zentrum Augsburgs die wichtigsten Schauplätze und erhalten dabei persönliche Erklärungen von Augsburger Pfarrerinnen und Pfarrern.

Hexen und Fürsten im Donau-Ries

Die gut erhaltene Altstadt Nördlingens erinnert noch heute an ein dunkles Kapitel der Stadtgeschichte. So wurden im 16. Jahrhundert 33 Frauen und ein Mann wegen Hexerei hingerichtet. Die Lauschtour Hexen in Nördlingen widmet sich dieser Epoche und führt Besucher zu den Schauplätzen der Nördlinger Hexenprozesse. So geht es entlang der Stadtmauer, die als einzige Stadtmauer Deutschlands einen vollständig erhaltenen, rundum begehbaren und überdachten Wehrgang besitzt, bis zum Spitzturm, der als Verlies für mutmaßliche Hexen genutzt wurde. Und auch eine Holztür am Rathaus, die zur einstigen Folterkammer der Hexenjäger führt, erinnert an diese Zeit. Vorbei am Stadt-Archiv, wo heute noch tausende Akten ab dem 13. Jahrhundert lagern, kommen sie am Maria-Holl-Brunnen an, der an eine Frau erinnert, die aufgrund ihrer Standhaftigkeit das Ende der Hexenprozesse einleitete.

Lauschtour Hexen in Nördlingen
Bei der Lauschtour "Hexen in Nördlingen" wird den Besuchern in ein dunkles Kapitel der Stadtgeschichte näher gebracht. Bild: © Florian Trykowski

Ganz in der Nähe am nördlichen Riesrand und Ufer der Wörnitz gelegen, befindet sich die ehemalige Residenzstadt Oettingen. Das prunkvolle Oettinger Residenzschloss der Fürsten von Oettingen-Spielberg besichtigen Interessierte auf vielfältigen Führungen. Auf dem Oettinger Fürstenweg wandern Aktive auf einem Teil des ehemaligen fürstlichen Herrschaftsgebietes. So geht es auf dem 20 Kilometer langen Rundweg durch die hügelige Landschaft an Waldrändern, Äckern und Streuobstwiesen entlang in Richtung des Jagdschlosses Hirschbrunn.

Kelten und Habsburger in und um Günzburg

Die 700-jährige Herrschaftszeit der Habsburger prägte viele Städte Bayerisch-Schwabens. So schuf das Adelsgeschlecht ein „Klein-Wien“ in Günzburg an der Donau. Die kostenlose Lauschtour Günzburger Stadtrundgang führt Besucher zu den Top-Sehenswürdigkeiten der Stadt, wie dem Schloss, dem Unteren Tor oder der prächtigen Frauenkirche. Unterwegs erfahren sie, warum am Rathaus eine der wichtigsten Münzprägestätten des Habsburger Reiches entstanden ist und welche Bedeutung der österreichische Doppeladler am Eingangsportal hat.

Günzbug Unteres Tor
Das Untere Tor (häufig auch als Stadtor bezeichnet) ist eine der markantesten Sehenswürdigkeiten in Günzburg. Bild: © Philipp Röger

Beim Gang durch die malerischen Gässchen der Altstadt tauchen Interessierte in das Leben der Bürger aus dem 18. Jahrhundert ein. Vor den Habsburgern, genauer gesagt vor über 2.000 Jahren, machten es sich bereits die Kelten im schönen Landkreis Günzburg gemütlich. Mit der Kelten-Lauschtour begeben sich Hobbyhistoriker auf die Spuren dieses mysteriösen Volkes. Sie besichtigen Spuren von über 2.500 Jahre alten Grabhügeln sowie Überreste einer Viereckschanze und machen Halt an einer alten Eiche, die den Kelten vermutlich einst als Opferstätte diente. Darüber hinaus informiert ein rekonstruiertes Gehöft über die Lebensweise der Kelten.

Das Erbe der Wittelsbacher

Wer die Wittelsbacher Geschichte lieber auf dem Rad entdecken möchte, der startet auf der rund 56 Kilometer langen Wittelsbacher Spuren-Tour. Wahlweise mit Start und Ziel in Aichach oder Friedberg kommen Aktive vorbei an den wichtigsten Stationen des Herrschaftsgeschlechts, wie am Aichacher Rathaus, dem Oberen und Unteren Tor Aichach und dem Burgplatz in Oberwittelsbach. Unterwegs passieren sie unter anderem weitere Schlösser in Kühbach und Affing.

In Friedberg erwartet sie zudem am Rande der Altstadt das Wittelsbacher Schloss, das im 13. Jahrhundert zur Gründung der Stadt führte, während in Aichach das Sisi Schloss zum Stopp einlädt. Das idyllisch gelegene Wasserschloss, das Herzog Max von Bayern als Jagdschloss nutze, beherbergt jährlich wechselnde Ausstellungen und eine Dauerausstellung zum Leben der Kaiserin. Die Lauschtour „Rund ums Sisi-Schloss Aichach“ begleitet Zuhörer zudem in den idyllischen Schlossgarten mit der über 400 Jahre alten Eiche. Dabei lauschen sie spannenden Geschichten aus dem Leben der Adelsfamilie.

Spätrenaissance und Wasserlehre im Dillinger Land

Das prächtige Höchstädter Schlosses im Landkreis Dillingen zählt zu den wertvollsten Bauten aus der deutschen Spätrenaissance. Innerhalb des Besitzes des ehemaligen Fürstentums Pfalz-Neuburg, wurde es Ende des 16. Jahrhunderts als Witwensitz für die Herzogstochter Anna von Jülich-Kleve-Berg erbaut, die dort von 1615 bis 1632 lebte. Auf dem vier Kilometer langen „Herzogin-Anna-Rundweg“ wandern Geschichtsinteressierte über Holzbohlenwege und eine kleine Hängebrücke durch den Auwald rund ums Schloss und erfahren auf Infotafeln Wissenswertes über Flora und Fauna des Waldes sowie die Geschichte des Schlosses. Der katholische Priester, Naturheilkundler und Hydrotherapeut Sebastian Kneipp begründete sein Gesundheitskonzept während seiner Studienzeit in Dillingen an der Donau.

Kneippbrunnen Dillingen Kneipp Rundweg
Der Kneippbrunnen in Dillingen wird auf dem Kneipp Rundweg passiert. Bild: © Stadt Dillingen

Heute kühlen sich Besucher der Stadt an zahlreichen Kneipp-Becken ab und begeben sich auf den zweiteiligen „Kneipp Rundweg“ durch die Altstadt. Mit der Lauschtour „Kneipp-Tour durch Dillingen“ reisen Hörer zudem zurück zu den Karriereanfängen des „Wasserdoktors“ ins Jahr 1844 und nutzen unter anderem die Natur-Kneipp-Anlage, an der der junge Kneipp 1849 zum ersten Mal in die Donau stieg, um sich selbst zu kurieren.

Patrizier und Napoleon in Neu-Ulm

Noch bevor die Region rechts der Donau im heutigen Landkreis Neu-Ulm zu Bayern gehörte, hatten die privilegierten Patrizier-Familien im so genannten „Ulmer Winkel“ das Sagen. Dort errichteten sie im 16. Jahrhundert ihre Schlösser. Auf dem zwölf Kilometer langen Rundweg „Auf den Spuren der Patrizier im „Ulmer Winkel““ wandern Naturfreunde auf Wald- und Feldwegen vorbei an den Schlössern Reutti und Jedelhausen sowie bei einer längeren Tour auch nach Neubronn und Tiefenbach. Ein paar Jahrhunderte später stattete Napoleon der Gegend einen Besuch ab. 1805 gewann er auf dem Klosterberg Elchingen eine seiner wichtigsten Schlachten gegen die Österreicher. Damals wurde er zum Herzog von Elchingen ernannt und noch heute erinnert der Name „Elchingen“ auf dem Triumphbogen in Paris an dieses geschichtliche Ereignis.

Klostergarten Oberelchingen
Klostergarten Oberelchingen. Bild: © Florian Trykowski
Plessenteich Ulmer Winkel
Plessenteich Ulmer Winkel. Bild: © Heiko Grande

Rund um das Kloster begeben sich Interessierte mit der Lauschtour Napoleon in Elchingen zum damaligen Austragungsort der Schlacht und vorbei am Ney-Loch und der Gedenktafel am Martinstor. Auf den Spuren des französischen Herrschers darf auch ein Besuch in der Klosterkirche nicht fehlen, die heute noch fast so aussehen soll wie am Tag, als Napoleon sie beeindruckt betrat. Lauscher spazieren durch den Klostergarten, der 2006 nach dem Vorbild eines mittelalterlichen Klostergartens neu angelegt wurde und lassen den Blick vom Aussichtspunkt in die fernen Alpen schweifen.

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