Walnüsse aus der Gegend um Grenoble
Die Wallnuss wird seit dem 10 Jh. in der Gegend um Grenoble angepflanzt. 1938 erhält sie als erste Nuss weltweit das Label AOC, was heute die geschützte Ursprungsbezeichnung ist. Bild: © Sandrine & Matt Booth

Regionale Spezialitäten und ihre Produzenten aus dem Vercors

Regionale Spezialitäten entstehen meist aus örtlichen Agrarbedingungen oder Erfindungen. Das ist auch im Vercors nicht anders. Aus Liebe und Leidenschaft zum Produkt ging aus dem Sammelsurium an Spezialitäten aber eine Lebensart hervor, die für die Gegend einzigartig ist. Die Protagonisten hinter den Produkten sollte man unbedingt vor Ort besuchen. Ihre Begeisterung könnte ansteckend sein.

Wein aus Leidenschaft

Das Trièves ist wahrlich nicht für Weinbau bekannt. Als 2007 nur noch 8 ha Rebland von den ursprünglichen 120 ha im Jahr 1920 bestand, gründete Gilles Barbe 2008 mit ein paar Mitstreitern die „Vereinigung Vignes et Vignerons du Trièves“. Ab 2010 erhielten die Visionäre die erste Bewilligung auf 7,5 ha Reben zum Experimentieren anzupflanzen. Dabei konnten sie sogar die „Onchette“, eine autochtone Rebsorte des Trièves, wieder anbauen. Aber auch andere ansäßige Rebsorten durfte man wieder vor Ort kultivieren. Mittlerweile gibt es fünf professionelle Winzer sowie sieben Familien, die das alte Kulturgut weiter pflegen. Es bleibt eine Leidenschaft und die Produktion klein. Die Weinberge sind steil und verlangen den Winzern einiges ab. Wer aber das Besondere und Menschen mit Leidenschaft sucht, sollte unbedingt bei einem Winzer aus dem Trièves vorbei schauen. Hier gibt es die „Route du Savoir-faire“, auf der Besucher Menschen und ihr traditonelles Handwerk kennenlernen. Vier Winzer und ihre Weine aus dem Trièves kann man auf dieser Route entdecken.

Weingut Les ptits ballons aus dem Trièves
Weingut Les ptits ballons aus dem Trièves. Bild: © Emmanuel Breteau
Weingut Domaine de l'Obiou aus dem Trièves
Weingut Domaine de l'Obiou aus dem Trièves. Bild: © Emmanuel Breteau

Blau – wie Käse

Frankreich ohne Käse geht einfach nicht! Ein typischer Vertreter des Vercors ist der Bleu Vercors-Sassenage. Dieser ist auch in regionalen Spezialitäten omnipräsent. Vor allem in Kombination mit den kleinen Teigtaschen „Ravioles“ spendet er Aktivurlaubern nach einer ausgiebigen Wanderung im Naturpark wieder Kraft. Seit 1999 trägt der Bleu Vercors-Sassenage das Label geschützte Ursprungsbezeichnung. Es ist der 35ste Käse, der in Frankreich mit diesem Prädikat ausgezeichnet wurde. Der Halbhartkäse darf nur in der Isère und in der Drôme in 27 Gemeinden hergestellt werden. In der Region Quatre Montagnes führt jedoch kein Weg am Bleu vorbei. Neben einer Genossenschaftskäserei, gibt es fünf Bauernhöfe, die die Käsespezialität produzieren – einer davon in Bioqualität. Gäste dürfen in den meisten Bauernhöfen beim Kühe melken dabei sein und können sich vor Ort, neben anderen Bauernspezialitäten, gleich ein Stück kaufen.

Käsespezialität Bleu du Vercors-Sassenage
Der Bleu du Vercors-Sassenage wird auf die Bildung von Edelpilz vorbereitet, Bild: © Lucie Moraillon

Alles Lila im Süden des Vercors

Eingebettet zwischen Hochalpen und Provence genießt der Süden des Vercors schon Mittelmeerklima. Im Diois, einem Teil der Drôme, wächst indes echter Lavendel, der sich erst ab rund 600 m.ü.M. gut entwickeln kann. Alain Aubanel, seine Frau Cécile und der Geschäftspartner Maxime kümmern sich in Chamaloc um rund 30 Hektar Lavendel- und Lavandinfelder. Die Ernte wird teils zu Bouquets, der größte Teil aber zu ätherischem Öl mit geschützter Ursprungsbezeichnung verarbeitet. Der Ertrag geht direkt an die Parfüm- und Pharmaindustrie zur Weiterverarbeitung. Ein kleiner Teil erfreut die Direktkunden. Alles wird unter dem Biolabel produziert, so halten die drei auch Bienenstöcke in der Nähe der Felder. Neben dem Ertrag in Form von Honig ist die Bienenhaltung auch ein Weg zur nachhaltigen Entwicklung. Besuchern bietet die Distillerie des 4 Vallées Ausflüge in die Lavendelfelder an, um ihre Leidenschaft zu teilen. Wer allerdings die Farbe Lila auf den Feldern erleben will, muss zwischen Mitte Juli und August in die Gegend reisen. Den Duft allein können Besucher jedoch ganzjährig genießen.

Lavendel aus dem Pays Diois
Lavendel aus dem Pays Diois, einem Teil der Drôme im Vercors. Bild: © OT du Pays Diois

Das sich ergänzende Duo

Die Gegend rund um Saint-Marcellin ist für den gleichnamigen Käse in geschützter geografischer Angabe bekannt. Verkauft wird er meist in einem Tongeschirr, weil er vor Reife fast davon schmilzt. Diese Delikatesse wird von einer anderen Spezialität harmonisch ergänzt. Nämlich die Grenobler Nüße, die weltweites Renomme genießen. Die Wallnuss wird seit dem 10 Jh. in der Gegend um Grenoble angepflanzt. 1938 erhält sie als erste Nuss weltweit das Label AOC, was heute die geschützte Ursprungsbezeichnung ist. Im Moulin La Belle Huile et la Belle Noix, einem Biogut in Saint-Hilaire-du-Rosier, kann man der Grenobler Nuss auf den Grund gehen. Ludovic und Dorthée kümmern sich vorwiegend um die Nusshaine und stellen Produkte wie Kekse, Nusswein oder auch Streichpasten her. Sévérine hingegen betreibt eine Ölmühle, in der sie vorwiegend ihr eigenes Öl sowie Mehle herstellt. Der Bauernhof empfängt seit letztem Jahr Besucher, um Ihre Leidenschaft zu teilen. Um die Geheimnisse rund um den Saint-Marcellin zu lüften, sollte man in der Fromagerie Orlando in Saint-Sauveur vorbei schauen. Amélie Orlando bringt ihre Liebe zu Milchprodukten in Form von diversen Spezialitäten zum Ausdruck. Der Saint-Marcellin bleibt aber der Star der Gegend.

Amelie Orlando von der Fromagerie Orlando
Amelie Orlando von der Fromagerie Orlando. Bild: ©Nadége Court Perrin

Schlaraffenland für Bienen

Mit dem Thema Artenvielfalt, bekam auch die Biene mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Olivier de Sépibus, Künstler, Fotograf, Gärtner und eben auch Imker, hat schon von Berufswegen ein großes Herz für Bienen und studierte ihre Ernährung intensiv. Er fand heraus, dass er 27 Pflanzen benötigt, damit sich die Bienen von Ende Februar bis anfangs November durchgehend ernähren können. Sein Jardin Bleu besteht aus dem speziellen Bienengarten auf 10 ha der derzeit aus Spendenmitteln bepflanzt wird. Das ganze Anwesen ist aber 60 ha groß. Genug Potenzial um weitere Ideen von Oliver zu entfalten. Als pädagogisches Projekt dürfen Besucher den Garten während der Sommermonate besuchen und lernen dabei Vieles über den Lebenszyklus der Bienen. Bald soll der Garten auch mit eigenen Kunstobjekten bereichert werden. Neben dem köstlichen Honig aus dem Vercors, noch ein Grund mehr für einen Besuch.

Olivier de Sépibus vor einem seiner Bienenstöcke
Olivier de Sépibus vor einem seiner Bienenstöcke. Bild: © OT du Pays Diois
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