Jahrtausende altes Kanalsystem in Jerusalem entdeckt

Freigelegtes antikes Kanalsystem in Jerusalem
Teile des freigelegten antiken Kanalsystems in Jerusalem. Bild: © Eliyahu Yanai

In Jerusalem entdeckten Archäologen im Boden einer Klippe ein etwa 2.800 Jahre altes Kanalsystem – das erste seiner Art in Israel. Die in Felsen gehauenen Gräben befinden sich im Davidstadt-Nationalpark außerhalb der Jerusalemer Altstadt. Die Lage der Kanäle deutet auf einen Zusammenhang mit dem Ersten Tempel oder einem Königspalast hin. Eines der Bauwerke liefert laut Experten Informationen über die Zeit Ende des neunten Jahrhunderts v. Chr., etwa während der Regierungszeit von König Joasch und König Amazja. Über den genauen Nutzen der Anlage können die Forscher bislang aber nur spekulieren.

Bei den Ausgrabungen auf dem Givati-Parkplatz wurden bisher zwei unterschiedliche Anlagen freigelegt. Die erste, am nordöstlichen Ende, umfasst eine Reihe von mindestens neun Kanälen auf Bodenhöhe sowie sieben Entwässerungsrohre von der Spitze des Felsens. Die zweite Struktur, 20 Meter weiter südlich, ist ähnlich angeordnet und verfügt über insgesamt fünf Kanäle. Die Experten gehen davon aus, dass die Entdeckung Teil einer noch viel größeren Anlage ist.

Prof. Yuval Gadot von der Abteilung für Archäologie und altorientalische Zivilisationen der Universität Tel Aviv, sagt: „Als wir die Anlage sahen, erkannten wir sofort, dass wir auf etwas Einzigartiges gestoßen waren. Da wir eine solche Struktur in Israel bisher noch nie gesehen hatten, gab uns der Fund natürlich Rätsel auf.“
Die Forscher der Israelischen Altertumsbehörde (IAA) und der Universität Tel Aviv sind über den Fund entsprechend verblüfft und nehmen an, dass die alten Gräben offenbar als Tränke dienten. Dies lässt sich daran ableiten, dass die Kanäle in verschiedene Richtungen fließen und über keine Abflussbecken verfügen. Ihre Vermutung ist, dass die Wasser-Anlage für die Herstellung von Leinen oder den Dattelhonig Silan verwendet wurde.

„Die zentrale Lage der Kanäle in der Nähe der wichtigsten Bereiche der Stadt deutet darauf hin, dass die darin hergestellten Produkte mit dem wirtschaftlichen Leben des Tempels oder des Palastes zusammenhingen. Die Herstellung von Leinen zum Beispiel erfordert ein langes Einweichen des Flachses, um ihn weich zu machen. Eine andere Möglichkeit ist, dass in den Kanälen Datteln von der Sonne erhitzt wurden, um Silan zu produzieren. Die Gräben erinnern an ähnlich geformte Anlagen, die an weit entfernten Orten wie Oman, Bahrain und Iran entdeckt wurden.“, erklärt Gadot weiter.

Selbst eine extra hinzugezogene forensische Einheit der Polizei, die nach Pollen, organischen Überresten und Blutspuren suchte, lieferte keine konkreteren Hinweise. Als Nächstes sollen weitere Bodenproben entnommen werden, in der Hoffnung, dass die Analyse mehr Licht in das Geheimnis bringt.

Die Ausgrabungen werden von der Elad-Stiftung finanziert, die den City of David National Park verwaltet. Die Öffentlichkeit wird sie nächste Woche während der 24. Konferenz über die Davidstadt und das alte Jerusalem besichtigen können.

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