Historischer Umsatzrückgang in deutscher Reisewirtschaft

Die deutsche Reisewirtschaft zieht eine negative Bilanz: Ein noch nie dagewesener Umsatzrückgang ist für das Ende Oktober beendete Touristikjahr 2019/20 zu verzeichnen. Zwischen 1. November 2019 und 31. Oktober 2020 sank der Umsatz für Reiseveranstalterreisen, die bei stationären Reisebüros und auf Online-Reiseplattformen gebucht wurden, um 67 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In den Sommermonaten, der üblicherweise als Hochsaison geltenden Haupturlaubszeit der Deutschen, gingen die Umsätze sogar um 81 Prozent zurück, teilte der Deutsche Reiseverband (DRV) auf Basis der Auswertungen der Marktforschungsunternehmen Travel Data + Analytics (TDA) mit. „Dabei begann das Jahr vielversprechend“, so der Präsident des Branchenverbandes, Norbert Fiebig. “Doch mit dem ersten Lockdown stürzten die Buchungsumsätze ins Bodenlose.“ Wochenlang fanden keine Reisen statt, Neubuchungen gab fast keine.

Nachdem die weltweite Reisewarnung Mitte Juni aufgehoben worden war, nahmen die Buchungen für die Sommermonate zu. Gefragt waren im Reisevertrieb insbesondere Flugpauschalreisen zu den Sonnenzielen am Mittelmeer, darunter Portugal, Bulgarien und Kroatien. Griechenland mit seinen Inseln war nach den Auswertungen der TDA-Marktforscher das meistgebuchte Reiseziel, erreichte aber dennoch bei weitem nicht das Vorjahresniveau. Bezogen auf das gesamte Touristikjahr von November 2019 bis Oktober 2020 betrug der Umsatzrückgang 55 Prozent. Spanien war am Anfang des Sommers ebenfalls sehr stark nachgefragt, erhielt dann aber durch eine erneute Reisewarnung einen Dämpfer, so dass am Ende 69 Prozent weniger Umsatz für das Gesamtjahr erzielt wurde. Andere Länder traf es den Auswertungen zufolge ähnlich oder sogar deutlich stärker – dazu zählen Ägypten (- 67 Prozent), Tunesien (- 90 Prozent) und die Türkei (-77 Prozent) sowie die Fernreiseziele, etwa die USA mit einem Minus von 82 Prozent. Für Thailand fällt der Rückgang mit 41 Prozent dank der Urlaubsreisen in den Wintermonaten vor dem Lockdown noch vergleichsweise moderat aus. Derselbe Effekt kommt auch bei Ägypten zum Tragen.

Im Sommer 2020 lagen neben den Mittelmeerzielen besonders die sogenannten erdgebundenen Ziele mit Anreise per Auto hoch im Kurs. Dazu zählen Deutschland, Österreich, Italien und Polen. Keines der Ziele konnte allerdings bei den Veranstalterreisen an die Vorjahreswerte anschließen, auch Deutschland nicht. In der Gesamtbetrachtung stieg laut Auswertungen der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) der Anteil von Deutschlandreisen gegenüber den ausländischen Zielen zwischen Januar und August merklich an. Als Grund hierfür gelten sowohl die stärkere Nachfrage nach heimischen Zielen als auch die geringe Verfügbarkeit ausländischer Ziele. Zugrunde liegen hierbei neben den organisierten Veranstalterreisen auch die Individualreisen ab einer Übernachtung. Aus den GfK-Analysen zeigt sich: Sowohl die Anzahl der Reisen als auch die Reiseausgaben und die Reisedauer waren rückläufig.

Gebucht wurde von den Kunden das zum jeweiligen Zeitpunkt verfügbare Produktangebot, das aufgrund von Reisewarnungen immer wieder wechselte. So waren neben Flugpauschalreisen auch zeitweise Kreuzfahrten wieder buchbar und dann auch nachgefragt. In Summe beläuft sich der Umsatzrückgang bei Kreuzfahrten jedoch in ähnlicher Größenordnung wie der des Gesamtmarktes. Reisewarnungen und immer wieder erneuerte Aufforderungen der Bundesregierung nicht zu reisen, ließen – und lassen immer noch – die Menschen zögern, sich für ihren Urlaub zu entscheiden. „Generell buchen die Kunden extrem kurzfristig“, beschreibt DRV-Präsident Fiebig die Situation der vergangenen Monate. So wurden beispielsweise im September fast 60 Prozent der Reisen noch für den September und Oktober gebucht, allerdings auf insgesamt vergleichsweise niedrigem Umsatzniveau.

Leichte Hoffnungsschimmer für den Sommerurlaub 2021

Für die derzeit laufende Wintersaison ist keine Trendwende ersichtlich: Für die Reisezeit bis April nächsten Jahres liegt der Umsatzrückgang bei über 70 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Es gibt derzeit nur wenig Reiseziele, die ohne Einreisebeschränkungen oder Quarantänevorschriften nach Rückkehr zu bereisen sind. Einige Ziele, wie etwa die kanarischen Inseln, gelten nicht als Risikogebiet, so dass ein Urlaub dort möglich ist. Allerdings ist seit Kurzem für die Einreise aus Deutschland ein negativer Covid-19-Test vorzulegen.

Erste leichte Hoffnungsschimmer zeichnen sich für den Sommer 2021 ab. Nach jüngsten Ankündigungen über die baldige Verfügbarkeit eines Impfstoffes steigen die Neubuchungen für die Sommerferien derzeit deutlich an – allerdings auch hier noch auf niedrigem Niveau. Reiseveranstalter bieten attraktive Frühbucherkonditionen und flexible Umbuchungs- und Stornierungsmöglichkeiten. „Mit der Aussicht auf den Impfstoff steigt auch die Zuversicht, bald wieder verreisen zu können. Zudem rechnen wir mit einem Nachholeffekt, da viele in diesem Jahr keinen Urlaub machen konnten und diesen auf 2021 verschoben haben“, so DRV-Präsident Fiebig. Bei den Vorausbuchungen für den kommenden Sommer, die bis Ende November eingegangen sind, sind besonders Flugpauschalreisen in Richtung westliches Mittelmeer gefragt, gebucht werden aber auch wieder mehr Fernreisen als noch vor Wochen. Es ist ein Hoffnungsschimmer: Die Bundesbürger möchten verreisen und stehen in den Startlöchern. Jede neue Nachricht beeinflusst das Neubuchungsaufkommen in die eine oder andere Richtung. „Sowohl Kunden als auch Reisewirtschaft brauchen mehr Klarheit, wann und wie Reisen wieder möglich ist, sobald es die Entwicklung der Corona-Zahlen zulässt“, so Fiebig.

Trotzdem wird es aller Voraussicht nach noch dauern, bis die bisherigen Rekordumsatzwerte aus dem Jahr 2019 wieder erreicht werden können. „Für 2021 sind wir verhalten optimistisch, 50 bis 60 Prozent der vormaligen Umsatzhöhe von rund 36 Milliarden Euro für den organisierten Reisemarkt der Reiseveranstalter und Reisebüros erzielen zu können“, so der DRV-Präsident. Voraussetzung für diese Entwicklung sei die Verfügbarkeit eines Impfstoffes und eine risikobasierte Teststrategie der Bundesregierung. Für dieses Jahr sind bislang durch die Pandemie und die weltweite Reisewarnung ab März nach Berechnungen des DRV 28 Milliarden Euro weniger in die Kassen der Reisebüros und Reiseveranstalter geflossen. Dabei ist nicht nur der Umsatz mit Urlaubsreisen dramatisch eingebrochen. Auch das Geschäftsreisevolumen der Business Travel-Reisebüros ist um rund 80 Prozent zurückgegangen.

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