Weihnachtsmarkt in Gertwiller Elsass
Weihnachtszauber nach elsässischer Art erleben Besucher auf Märkten, Workshops, Ausstellungen und in Form kulinarischer Spezialitäten, wie zum Beispiel auf dem Weihnachtsmarkt in Gertwiller. Bild: © Bartosch Salmanski

Zauber der elsässischen Weihnacht

Woher rührt der Zauber der elsässischen Weihnacht? Vermutlich begegnen sich die besten Eigenschaften des französischen und deutschen Kulturerbes in der Adventszeit. Die an die französische Kultur angelehnte Gastronomie, verzückt Feinschmecker wie Liebhaber von Süßigkeiten. Die deutschen Weihnachtstraditionen bringen die schmucken Städte in Lichterglanz. Diese buchstäbliche Mischung lockt jährlich viele Besucher in die grenznahe Region. Hier lernt man, wie man leckere „Bredele“ bäckt, verkostet Elsässer Tropfen warm oder kalt, folgt den Spuren des Tannenbaums und kauft auf den Weihnachtsmärkten typische Elsässer Geschenke ein. Fast alles wie in der Heimat, aber dennoch mit Spezialeffekt. Hier wird deutsch-französische Freundschaft gelebt.

Vorfreude ist die schönste Freude

Bredele-Workshop für Kinder in Gertwiller
Im Bredele-Workshop für Kinder in Gertwiller lernen die Nachwuchsbäcker, wie man die Weihnachtsplätzchen richtig zubereitet. Bild: © Bartosch Salmanski
Wie hierzulande erfreut man sich der Weihnachtszeit im Elsass mit einer Reihe an Vorbereitungen während des Advents. Den Elsässer Lebkuchen gibt es in diversen Formen. Was in Deutschland ein Weckmann und in der Schweiz ein „Gritibänz“ ist, nennt man im Elsass „Manala“, was soviel heißt wie „Männchen“. Diese gibt es manchmal auch mit Schokostückchen. Weihnachtsplätzchen heißen auf Elsässisch „Bredele“, was vom Wort „Brötchen“ herrührt. Einige Spezialitäten kann man nicht nur auf dem Weihnachtsmarkt kaufen, sondern auch lernen, selbst zu machen. Bredele ausstechen und backen, können Hobbybäcker im „Ecomusée d’Alsace“ in Ungersheim oder auch im „Maison du Pain d’Alsace“ in Selestat. Elise, eine begeisterte Floristin aus Kaysersberg, zeigt Teilnehmern, wie man Adventskränze aus Stoff herstellt. Der „Palais du Pain d’Epices“ in Gertwiller ist hingegen ein ganzjährig zugängliches Erlebnis. Die Familie Fortwenger hat eine Leidenschaft für Lebkuchen und eigens dafür einen Shop eingerichtet. Wer selbst Hand anlegen will, kann bei einem Workshop lernen, wie man Elsässer Lebkuchen herstellt oder auch ein Dekoratelier besuchen.

Weihnachtliche Weinerlebnisse

Wein und Bier sind auch für weihnachtliche Elsass-Besucher kaum wegzudenken. Die Brauereien warten mit Weihnachtsbieren auf, die Noten von Zimt, Orangen oder anderen festlichen Aromen in den Gaumen tragen. Die Weinkellereien warten hingegen mit einer Palette an Animationen auf. Die Gelegenheit, den heimischen Keller für die Festtage aufzufüllen und die Winzer von einer anderen Seite kennenzulernen. In Bennwihr starten am 26. November 2022 zum Beispiel verschiedene Abfahrten zu einem nächtlichen Feinschmecker-Spaziergang.

Weihnachtsevent in der Kellerei Bott
Weihnachtsevent in der Kellerei Bott. Bild: © Bartosch Salmanski

Dieser beinhaltet eine Wanderung in den Weinbergen bei Nacht, Weinverkostung und die Degustation von Spezialitäten während des Spaziergangs. Manche Keller laden auch zu „Wine and Dine-Dinners“ ein, hauseigenen Weihnachtsmärkten oder kommentierten Verkostungen ein. Sogar „Bredalas“ backen mit Weingenuss oder Flammkuchen-Workshops werden angeboten. Gar nicht wegzudenken sind die Zusammenkünfte, um Glühwein aus Elsässer Tropfen zu genießen. Die gastronomische Vielfalt des Elsass steht bei diesen Veranstaltungen klar im Vordergrund.

Oh Tannenbaum – wer hat Dich nur erfunden?

Hängender Weihnachtsbaum Sélestat
Weihnachtsbäume wurden früher an der Decke angehängt, Bild: © Bartosch Salmanski

Ursprünglich war der Tannenbaum ein Symbol der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies. Irgendwie wurde er dann zum Weihnachtsbaum. Wie bei der Erfindung der Weihnachtskugel ist es nicht ganz klar, wer dafür verantwortlich war. Ausnahmsweise wollen es in diesem Fall viele sein, wobei ganz viele erste Erwähnungen aus dem Elsass stammen. Eine der ersten Erwähnungen stammt aus Sélestat, bekannt für die einzigartige humanistische Bibliothek, wo das Schriftstück von anno 1521 ausgestellt wird. Dieses berichtet über die Tannen, die die Bewohner der Stadt für das Weihnachtsfest schmücken. Grund genug für Sélestat, eine regelrechte Weihnachtsbaum-Parade zu organisieren. Ganz originell ist auch die Ausstellung von Weihnachtsbäumen, die namhafte Designer und Künstler gestaltet haben. So wird der Besuch des Weihnachtsmarkts mit einer Spurensuche über die Entstehung des Christbaums interessant untermalt. In Sélestat findet dieser vom 25. November bis 30. Dezember 2022 statt.

Originelle Geschenkideen

Ton wird in Soufflenheim seit der Bronzezeit abgebaut. Typisch elsässische Töpfereiwaren haben insofern eine lange Tradition. Auf dem Töpfermarkt, aber auch auf anderen Weihnachtsmärkten findet man neben den traditionellen Waren auch Baumschmuck aus gebrannter Erde. Der Weihnachtsmarkt in der Cité des Potiers in Soufflenheim findet am 3. & 4. Dezember 2022 statt. Mulhouse, das französische Manchester, ist auch für Stoffdrucke bekannt. Zum Start des Weihnachtsmarkts, vom 24. November – 27. Dezember 2022, wird ein neues weihnachtliches Stoffdesign enthüllt. Dieses ziert Fassaden und die Weihnachtsmärkte und Hobbyschneider erstehen es als Meterware. Es gibt auch Kleidungsstücke und andere Kreationen davon.

Stoffdesign Weihnachten 2022 aus Mulhouse
Das Stoffdesign zu Weihnachten 2022 aus Mulhouse. Bild: © B. Wirth

Auch Glaskunst hat besonders in den Vogesen eine lange Tradition. Das Glaskunstzentrum in Meisenthal bringt seit Jahren eine originelle Serie an Designer-Weihnachtskugeln heraus, die mittlerweile Sammlerstatus haben. Diese findet man auf den Elsässer Weihnachtsmärkten. Der Baumschmuck wird auch von Lalique zelebriert. Die Ausstellung „Happy Cristal“ in Wingen sur Moder vom 26. November bis 31. Dezember 2022 zeigt klassische und zeitgenössische Baumschmuck-Kreationen der Edel-Glashütte.

Elsässer Weihnachtsmärkte haben es in sich

Stand auf Weihnachtsmarkt in Mulhouse
Die Stände auf dem Weihnachtsmarkt in Mulhouse laden zum Träumen ein. Bild: © Lois Moreno / ADT

Die Weihnachtsmärkte bringen das deutsche Kulturerbe des Elsass‘ vollends zur Geltung. Dabei gibt es die Unumgänglichen wie Strasbourg, Mulhouse, Haguenau und Colmar oder die in beschaulichen Orten wie Eguisheim oder Munster, wo es an bestimmten Tagen natürlich Käsesuppe zum Verkosten gibt. In Ribeauvillé gibt es den mittelalterlichen Weihnachtsmarkt, während der in Kaysersberg nur an den Adventswochenenden stattfindet und das mittelalterliche Städtchen in Szene setzt. Die Vielfalt ist einzigartig. Nebst den Märkten locken traditionelle Veranstaltungen die Besucher ins Elsass. Am 28. Dezember 2022 findet beispielsweise der traditionelle Fackelzug durch die Weinberge statt. Dieser ist eine Art Wallfahrt zur Schauenbergkapelle. Der Brauch entstand im 17. Jahrhundert nach dem Dreißigjährigen Krieg und der anschließenden Pestwelle. Wer im Dezember nachts durch das mittelalterliche Turckheim spaziert, könnte hingegen dem Nachtwächter begegnen. Dieser war bis zum Zweiten Weltkrieg fest angestellt und schlug bei Feuer Alarm. Die Tradition lebte in den Fünfzigern wieder auf und wird heute von vier Wächtern im Sommer und im Dezember zum Leben erweckt.

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