Mountainbiker am Itonskopf
Mountainbiker sind eine wichtige Zielgruppe für das Montafon in den Sommermonaten. © Andreas Meyer/WOM Medien

Naturverträglicher Bergsport im Montafon

Immer mehr Menschen zieht es in die Bergwelt, immer mehr entdecken den Bergsport für sich. Was für viele eine Auszeit vom Alltag bedeutet, stellt bisher wenig genutzte Naturräume vor große Herausforderungen. Die Flora und Fauna in höher gelegenen Regionen sind oft empfindlicher als im Tal. Menschliche Eingriffe haben daher weitreichende Konsequenzen. Mit der Initiative „Naturverträglicher Bergsport im Montafon“ werden bestehende Interessenskonflikte im südlichsten Tal des österreichischen Vorarlbergs gemeinsam entschärft und tragbare Lösungen für alle – also Wild, Wald und Bergsport – gesucht.

Schneeschuhwanderer Bielerhöhe Montafon
Auch Schneeschuhwanderer bewegen sich gerne auf Routen abseits der offiziellen Wege, wie hier auf der Bielerhöhe. Bild: © Stefan Kothner/Montafon Tourismus GmbH

Es ist eines der brandaktuellsten Tourismusthemen derzeit: der naturverträgliche Bergsport. Ob beim Freeriden, mit den Tourenski, Schneeschuhen oder im Sommer mit dem E-Mountainbike oder zu Fuß – viele drängt es hinaus in die Natur, am liebsten auf abgeschiedenen Wegen abseits von anderen Bergsportlerinnen und Bergsportlern. „Ich bin seit 30 Jahren Bergführer“, erzählt Alexander Fleisch, der Initiator der Montafoner Initiative „Naturverträglicher Bergsport im Montafon“. „War man früher relativ alleine abseits der Skigebiete und markierten Wege unterwegs, zieht es in den letzten Jahren immer mehr Menschen ins freie Gelände.“ Das bedeutet einen zunehmenden Druck auf die Fauna und Flora. Aus diesem Grund habe ich 2017 alle Beteiligten an einen Tisch geholt: Tourismus, Forst, Jagd, Naturschutz, Bergführer und Skischulen“, erzählt der Montafoner Bergführer von den Anfängen.

Arbeitsgruppen zur Lösungsfindung

Im Fokus der Initiative stand zu Beginn das Thema Freeriden abseits der Pisten und Wege. Vor diesem Hintergrund wurde eine Lenkungsgruppe aus unterschiedlichen Interessensgruppen eingerichtet, die sich fortan um die Anliegen aus der Bevölkerung kümmert und das Projekt weiter vorantreibt. In mehreren Arbeitsgruppen werden seither konkrete Lösungen für ausgewählte Gebiete im Montafon ausgearbeitet. Die Aktivitäten konzentrieren sich dabei auf die Koordination der Arbeitsgruppen, eine breite Öffentlichkeitsarbeit sowie die Planung und Umsetzung der Lenkungsmaßnahmen. Die Maßnahmen werden dabei laufend evaluiert und verbessert.

Hinweisschild zum Schutz der Wildtiere im Montafon
Eindeutige Hinweisschilder zum Schutz der Wildtiere im Montafon müssen unbedingt beachtet werden. Bild: © Christian Hirschmann/Montafon Tourismus GmbH

Organisation der Initiative „Naturverträglicher Bergsport im Montafon“

„Unser Auftrag ist es bestehende Spannungsfelder im Bereich Natur und Bergsport zu entschärfen und eine gute Lösung für alle – Wild, Wald und Bergsportlerinnen und -sportler – zu finden. Denn wir möchten den Sport abseits ausgewiesener Wege sinnvoll lenken. So schützen wir unsere Naturräume unter bestmöglicher Bewahrung des freien Zugangs zur Natur“, fasst Alexander Fleisch die Ziele des Projekts zusammen.

Gemäß dieses Leitsätzen fallen Entscheidungen über mögliche Lenkungsmaßnahmen in den einzelnen Gebieten direkt an der Basis – den Arbeitsgruppen. „Hier haben alle Interessensgruppen, von den Grundeigentümern über die Bewirtschaftenden bis zu den Nutzergruppen, ein aktives Mitspracherecht“, ergänzt Hanna Burger, die Projektverantwortliche bei Montafon Tourismus für die Initiative „Naturverträglicher Bergsport im Montafon“.

„Die Lenkungsgruppe wirkt dabei als Schnittstelle zwischen den Anliegen (aus) der Bevölkerung und den einzelnen Arbeitsgruppen. Darüber hinaus kümmert sie sich um eine breite Kommunikation der Maßnahmen, um deren Vereinheitlichung – beispielsweise einheitliche Kartenlayouts – und eine Vernetzung mit anderen Initiativen im Land, insbesondere mit dem Landesprogramm „Respektiere deine Grenzen“. Dadurch wird sichergestellt, dass die Lenkungsmaßnahmen der einzelnen Regionen sinnvoll aufeinander abgestimmt werden können“, skizziert Manuel Bitschnau, Geschäftsführer von Montafon Tourismus, die Strukturen der Initiative.

Tourenlenkung für einen naturverträglichen Bergsport
Durch eine gezielte Tourenlenkung soll der Bergsport naturverträglich im Einklang mit Fauna und Flora möglich sein. Bild: Christian Hirschmann/Montafon Tourismus GmbH

Das Bewusstsein des Einzelnen schärfen

„Eines muss man ganz klar sagen: Die Initiative zum umweltfreundlich(eren) Bergsport ist nur so gut wie das Verantwortungsgefühl jedes einzelnen Bergsportlers selbst. Naturverträglicher Bergsport ist Etwas, das jeder selbst in der Hand hat. Das heißt, der Mensch kann sich anpassen und sein Verhalten entsprechend umweltverträglich gestalten“, zeigt der Biologe Christian Kuehs, Geschäftsführer des Naturschutzvereins Verwall-Klostertaler Bergwälder die Grenzen auf. „Nur wenn der Bergsportler unsere Lenkungsmaßnahmen annimmt und einhält, hat unser Projekt auch den entsprechenden Erfolg.“

Den Bergsport gezielt lenken

Um den Bergsport gezielt zu lenken, gibt es umfangreiches Kartenmaterial sowie – sparsam und bewusst eingesetzte – Bojen und Hinweistafeln, die den Bergsportlerinnen und -sportlern zeigen, wo sie sich im freien Gelände bewegen können, ohne Wildruhezonen zu betreten. „Der Großteil der Bergsportler schätzen diese Lenkung, da sie so wissen, wo sie im freien Gelände unterwegs sein können ohne Flora und Fauna zu stören oder einer Absturzgefahr ausgesetzt zu sein“, bestätigt auch Projektleiterin Hanna Burger.

Fokus Mountainbiker im Sommer naturverträglicher Bergsport
Mountainbiker stehen im Sommer besonders im Fokus für einen naturverträglichen Bergsport im Montafon. Bild: © Stefan Kothner/Montafon Tourismus

Fokus Mountainbiken

Hatte die Initiative „Naturverträglicher Bergsport im Montafon“ ihren Ursprung im Winter, liegt der aktuelle Schwerpunkt in Hinblick auf die Sommersaison beim Thema E-Mountainbiken. „Auch hier werden wir verstärkt auf Lenkungsmaßnahmen setzen, allerdings auch in diesem Bereich nur wo sie notwendig und sinnvoll sind. Ziel ist es nicht neue Wege zu schaffen, sondern vorhandene sinnvoll zu nutzen und sensible Gebiete zu schützen“, gibt Manuel Bitschnau einen Ausblick.

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