Sie gehen meist Hand in Hand: Streuobstwiesen und Hutanger. Im Nürnberger Land darf man bei ersteren sogar Obst pflücken, wenn im Baum ein gelbes Band flattert – natürlich nur für den Eigenbedarf. Die Aktion gegen Lebensmittelverschwendung ist nur eine von vielen im Nürnberger Land, das sich sehr für regionale Wertschöpfung und die Erhaltung seiner Kulturlandschaften einsetzt. Neben den Streuobstwiesen sind das auch die sogenannten Hutanger. Bis in die 1960er Jahre gab es auf der Hersbrucker Alb eine ausgeprägte Hirtenkultur, die seit dem Mittelalter von den Städten und Gemeinden organisiert und größtenteils finanziert wurde. Der Dorfhirte hütete die Tiere der gesamten Dorfgemeinschaft.
Heute erinnern die Sammlungen des Hirtenmuseums in Hersbruck sowie teilweise gut erhaltene Hirtenhäuser an diese seltene und äußerst bodenständige Kulturform, die seit 1985 vom „Hutangerprojekt“ des Naturschutzzentrums Wengleinpark e. V. als landschaftsprägendes Element bewahrt wird. Zum 40. Jubiläum werden an ausgewählten Terminen in September und Oktober geführte Wanderungen angeboten. Dabei erfährt man Wissenswertes zum Thema Hutangerschutz und -pflege, über den Verbund von Weide und Wildnis sowie die dort lebenden Tiere wie Uhu, Feuersalamander, Schrecken und Hutangerrinder. Die Exkursionen dauern zwischen zwei und drei Stunden und sind gratis.
Wer mag, kann auch individuell auf den Spuren der Hirten durch die naturbelassenen Hutanger wandern und kommt dabei an mächtigen Eichenbeständen, alten Obstbaumstrukturen und an bunt blühenden Wiesen vorbei. Mit einer Gesamtfläche von rund 500 Hektar und mehr 120 Einzelflächen im Landkreis Nürnberger Land ist der Bestand der Hutanger an Menge und Qualität einmalig in Deutschland. Besonders viele Hutanger, auf denen noch heute Rinder, Schafe und Ziegen weiden, gibt es in der Gemeinde Kirchensittenbach. Die Nordschleife und die Südschleife des Hutangerwegs sind beide jeweils ca. 15 km lang mit 300 hm, also am besten rund 4 Stunden einplanen.
Aber auch im schon 1930 gegründeten Naturschutzzentrum Wengleinpark e. V. gibt es einen mit Eichen bewachsenen Hutanger zu entdecken, außerdem Karstfelsen, Orchideenwiesen und Buchenwald – also die ganze Natur der Fränkischen Alb auf kleinstem Raum in einem Landschaftspark vereint. Der Park ist ganzjährig geöffnet, öffentliche Führungen finden regelmäßig statt. Auf den Themenwegen kann man das Gelände selbst erkunden und dabei viel Wissenswertes über Flora und Fauna, Landschaftsgeschichte, Hutanger und Carl Wenglein, den Gründer des Parks, erfahren.
Infos zu den geführten Wanderungen 2025
24. August, 14 Uhr, Treffpunkt: Am Anger bei Klingenhof (Gemeinde Offenhausen). Auf dieser Tour gibt es Infos, wie uralte Weiden neu belebt werden.
14. September, 14 Uhr, Treffpunkt: Parkplatz beim S-Bahnhof Pommelsbrunn. Wanderung ins Arzloher Tal mit seinen naturnahen Wäldern, Felsen und Quellbereichen. Hier leben Uhu, Feuersalamander, Schrecken und Hutangerrinder.
21. September, 14 Uhr, Treffpunkt: Parkplatz beim Gasthaus „Zum schwarzen Brand“/Ortsmitte Heuchling (Gemeinde Pommelsbrunn). Auf dem Heuchlinger Anger, seit 1978 als Naturdenkmal
geschützt, wurden modellhafte Pflegemaßnahmen und ein Wiederbeweidungsprojekt durchgeführt. Infos zu 50 Jahre Hutangerschutz und Hutangerpflege.
28. September, 14 Uhr, Treffpunkt: Parkplatz beim Sportplatz von Förrenbach (Molsberger Straße). Exkursion zum Thema Weide und Wildnis – das Molsberger Tal ist ein Hotspot der biologischen Vielfalt. Auf 20 Hektar weiden hier Rinder des Naturschutzzentrums.
12. Oktober, 14 Uhr, Treffpunkt: Parkplatz bei der Schule von Kirchensittenbach. Am Beispiel des Haagangers informiert die Streuobstinitiative Hersbrucker Alb e. V. über den vielfältigen Lebensraum eines Obstangers.