Glasbläser in Pfronten
Glasbläser in Pfronten. © Pfronten Tourismus

Geschichte des Mächlertums in Pfronten

Die Pfrontener genossen im Mittelalter einzigartige Freiheiten und Rechte. Sie waren nicht an eine Zunft gebunden und konnten somit ihre handwerklichen und künstlerischen Talente frei entfalten. Das Mächlertum war geboren und die Grundlage für kreatives Schaffen gelegt. Pfrontens Mächler sind noch heute aktiv und während verschiedener Workshops, Führungen sowie im Rahmen offener Werkstätten erhalten Besucher einen Einblick in ihre Arbeit – vom Unternehmen mit Weltruf bis zum kleinen Familienbetrieb.
BaumArt Kreativworkshop Pfronten
Beim BaumArt Kreativworkshop können die Teilnehmer unter Anleitung von professionellen Künstlern ihrer Kreativität freien Lauf lassen. © Vipasana Roy
Die Landwirtschaft prägte über Jahrhunderte das Allgäu und somit auch Pfronten. In den langen und kalten Wintermonaten suchten seine Bewohner nach einer sinnvollen Nebenbeschäftigung, die sie im Bauen und Reparieren von Werkzeugen fanden. Doch im Vergleich zu anderen Dörfern und Gemeinden in der Region, gab es in Pfronten eine Besonderheit: Das „Pfrontar Urbar“, das alte Pfarrrecht von Pfronten, gewährte einzigartige Freiheiten und Rechte. Die Bewohner hatten das Recht Land zu besitzen und waren frei von Zwängen regulierender Zünfte. Diese Rechtssammlung wird noch heute als eine der Grundlagen für die Entwicklung des Mächlertums angesehen, denn der Entfaltung von Talenten waren damit keine Grenzen gesetzt. In den folgenden Jahren blühte das Handwerk in Pfronten auf und die Mächler – jene Bastler, Tüftler und Spezialisten – genossen große Anerkennung sowie einen Ruf, der weit über die Grenzen des Allgäus hinausging. Es entstanden Unternehmen wie die Gebrüder Haff GmbH oder die Deckel AG, die 1993 mit der Deckel Maho AG zur DMG MORI Pfronten GmbH fusionierte. Seit dem 19. Jahrhundert ist Pfronten ein Zentrum für Feinmechanik und der Wirtschaftszweig nicht nur ein bedeutender Arbeitgeber, sondern gleichfalls ein Stück Geschichte. Als Mächler werden auch heute noch Menschen mit besonderen Fähigkeiten in einem Gebiet bezeichnet, Spezialisten, Bastler und Tüftler, die mit viel Geduld, Geschick, Kreativität und Leidenschaft Besonderes anfertigen.

Pfrontens Mächler im 21. Jahrhundert

In ihren Werkstätten sowie auch während zahlreicher Führungen und Workshops laden Tüftler, Handwerker und Künstler heutzutage zum Mitmachen ein. In der Handweberei Hechenberger beispielsweise werden Teppiche nach den individuellen Wünschen der Kundschaft von Hand aus hochwertiger Wolle gewebt. Auch aus gebrauchten Textilien entstehen hier Unikate, die Allgäuer Bändelteppiche, die hier „Blacha“ genannt werden. Mit Markus Nöß, dem Schuhmachermeister aus Pfronten, lernen Teilnehmer bei einem fünftägigen Haferlschuhworkshop in der familieneigenen Traditionswerkstätte, worauf es bei der Herstellung der allgäuerischen Maßschuhe ankommt.

Handweberei Hechenberger Teppich
Teppiche werden in der Handweberei Hechenberger nach individuellen Kundenwünschen gewebt. © Pfronten Tourismus

Einzigartige Schmuckstücke aus Glas entstehen zudem beim gemeinsamen Glasperlendrehen am Brenner der Glasbläserwerkstatt von Alexander Endres. Die Keramik-Gesellin Judith Lomba bietet in ihrer Töpferei im Pfrontener Ortsteil Ried Töpferkurse an. Und auch beim BaumArt Kreativworkshop oder im Atelier Farbkraft entstehen unter Anleitung lokaler Künstler ganz besondere Kunstwerke – auf Bäumen sowie ganz traditionell auf Leinwänden. Wer die Pfarrkirche St. Nikolaus besucht, findet dort Gemälde und Schnitzereien der Pfrontener Mächler vor. Kein geringerer als Märchenkönig Ludwig II. beauftragte den Pfrontener Familienbetrieb Eberle mit dem Bau seiner Prunkkutsche und auch im Schloss Neuschwanstein selbst stellte das heutige Unternehmen Glas Eberle ihr Können in der Glasmalerei unter Beweis.

Töpferkurs Töpferei Lomba Pfronten
Eine ruhige Hand ist beim Töpferkurs in der Töpferei Lomba gefragt. © Pfronten Tourismus

Fortschritt und Tradition

Bei zwei Ortswanderungen mit einem Pfrontener Original, Mathias Eckart, erhalten Teilnehmer tiefe Einblicke in die von den Mächlern, der Metallindustrie sowie Feinmechanik geprägte Ortsgeschichte. Der ausgebildete Wanderführer gibt spannende Einblicke in das Dorfleben damals sowie heute und stellt bei der dreieinhalbstündigen Tour „Pfrontner G’schichtla und Geschichte“ die Verbindung zwischen Dorfleben, Traditionen, Mächlertum und der Pionierarbeit in der Feinmechanik her. Teilnehmer können an mehreren Mittwochvormittagen im Jahr hinter die Kulissen des Technologiestandortes Pfronten blicken. Die Führung „Von der Feinmechanikerbude zu DMG Mori Pfronten“ ist die einzige Möglichkeit einen Einblick in den Weltkonzern der DMG MORI Pfronten GmbH zu erhaschen, denn der Pfrontener Traditionsbetrieb ist normalerweise nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.

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