Blüte Staudenhibiskus Erfurt BuGa
Die Blüte des XXL-Staudenhibiskus in Erfurt ist größer als eine Hand. Bild: © Jens Haentzschel/Thüringer Tourismus GmbH

Staudenhibiskus-Blütenrausch auf der Bundesgartenschau in Erfurt

Auge in Auge mit der Blüte. Für den Erfurter Staudengärtner Pascal Klenart mit seinen fast zwei Meter Körpergröße fast unmöglich. Aber eben nur fast, denn es gibt Pflanzenkulturen, die es schaffen: der XXL-Staudenhibiskus ist so eine Pracht, der es spielend aufnimmt mit Pascal Klenarts Größe. „Das sind Pflanzen, die einen optisch umhauen. Die versuchen erst gar nicht, mit dem Kleckern anzufangen, sondern klotzen gleich mit der ersten Blüte und schieben dann dutzend- bis hundertfach immer neue Blüten hinterher. Es ist wie ein Blütenrausch.“ Was nicht verwundert, denn die Namen der Staudenhibisken sind so fantasievoll wie manche Comic-Superhelden: Berry Awesome, Fireball, Midnight Marvel, Summer Storm oder Kopper King sind Giganten für Balkon, Terrasse oder dem Beet. Ihre Anziehungskraft sind tellergroße Blüten in den schönsten Farben. Eigens für die BUGA 2021 Erfurt hat Pascal Klenart eine eigene Züchtung auf den Markt gebracht. Schließlich lockt die BUGA mit einem Hibiskus im Logo. Diese Steilvorlage wollte der junge Gärtner nutzen. Zu sehen sind seine Züchtungen auf dem BUGA Gelände Petersberg in 40 Blumenkübeln und auf dem egapark im Wechselflorbeet und prominent vor Halle 1.
Staudengärtner Pascal Klenart inmitten Hibiskusstauden
Staudengärtner Pascal Klenart inmitten seiner Hibiskusstauden. Die Stauden können eine Höhe von bis zu zwei Metern erreichen. Bild: © Jens Haentzschel/Thüringer Tourismus GmbH

Die Vielfalt der Riesen- oder XXL-Hibisken hat sich in den vergangenen Jahren ziemlich stark und blühfreudig entwickelt. Pascal Klenart kam vor zehn Jahren das erste Mal mit den Exoten in Kontakt. Ein befreundeter Gärtner schenkte Pascals Mutter einen Kübel mit der Sorte ‚Midnight Marvel‘, die mit ihrem dunklem Laub und der dunkelroten Blüte zu den schönsten Hibisken zählen. Weil dem jungen Gärtner damals die Winterhärte bei diesen exotisch anmutenden Gewächsen suspekt war, blieb der Kübel irgendwie im Herbst und Winter draußen stehen. Ein Versehen, doch entsprechend groß war die Überraschung, als sich im Juni des folgenden Jahres erste Austriebe bemerkbar machten. Die Pflanze meldete sich ins Leben zurück und blühte dem Sommer entgegen. Mit Wasser und Dünger konnte zwar die Blütenpracht des Vorjahrs nicht ganz erreicht werden, aber bei Pascal Klenart war neben der leicht gekränkten gärtnerischen Ehre das Interesse geweckt und er arbeitete sich in die Pflanzenkultur ein.

Beheimatet sind die Wildsorten in vielen Gegenden Nordamerikas, von der Grenze Kanadas bis hinab nach Florida. Sie fühlen sich im sonnigen Sumpfland ebenso wohl wie in Überflutungsgebieten oder an den Rändern von Auenwäldern. Hier lernen die Hibisken, mit Feuchte, Sonne, aber auch Kälte und Frost umzugehen. Das Gros des Sortiments in der Erfurter Gärtnerei kommt aus Nordamerika. Es gibt im Handel auch asiatische Sorten, die aber hierzulande oft an der Winterhärte scheitern.

Staudenhibiskus BuGa pink
Den Staudenhibiskus gibt es in unterschiedlichen Züchtungen und Farben. Bild: © Jens Haentzschel/Thüringer Tourismus GmbH

Parallel zur Liebe wuchs bei ihm die Sammelleidenschaft. Er fing an, sich mehr und mehr mit den Staudenhibisken im XXL-Format zu beschäftigen. Heute hat er in seiner Erfurter Gärtnerei fast 25 verschiedene Sorten, die zwischen Ende Juli und Anfang Oktober mit ihren Blüten von bis zu vierzig Zentimetern Durchmesser locken. Für ihn sind die Pflanzen Gewinner des Klimawandels. „Wer sich auf diesen knalligen Wahnsinn im Topf einlässt, der wird an den Hibisken große Freude haben, denn sie sind recht pflegeleicht, vorausgesetzt man beachtet drei Grundregeln“, erklärt er. Der Standort sollte sonnig sein. In der Wachstumsphase benötigt der Hibiskus ausreichend Wasser und während des Wachstums dann etwas Dünger. Viel mehr Augenmerk braucht die Pflanze nicht. Je stärker die Blätter der Pflanzen geschlitzt sind, desto später blühen sie. Die ersten Blüten, die beim Hibiskus im Sommer kommen, sind die größten. Sie werden im Verlauf der Saison immer etwas kleiner, wobei mit Flüssigdünger noch etwas nachgeholfen werden kann. Heißt: Wenn andere Stauden im Mai und Juni mit Eleganz, Farbe oder Dauer punkten, sich aber im Beet auch gegenseitig die Schau stehlen, da hält sich der Staudenhibiskus vornehm zurück, denn er kennt seine Kräfte und baut still und leise seine Reserven für die gewaltige Wuchskraft auf. Die Pflanze weiß, dass ihr von Ende Juli bis in den Herbst hinein niemand im Beet zur Konkurrenz wird. Seit vielen Jahren testet Klenart deshalb seine Riesen, hat aber in unterschiedlichen Töpfen mit den Hibisken bessere Erfahrungen gesammelt als im klassischen Gartenbeet. Die Kübel kommen nach der Saison unter ein Vordach, Carport oder werden in seinem Fall eben im Gewächshaus überwintert. Frost ist kein Problem, solange die Töpfe trockenstehen.

In Sachen „Gestaltung“ bleiben die Riesen wahre Spalter. Sie haben den Ehrgeiz, als Solisten alle Blicke auf sich zu ziehen und funktionieren nicht wirklich als Partner unter Partnern. Wer exotische Urlaubsstimmung auf Balkon oder Terrasse wünscht, der greift beim Riesenhibiskus zu und empfindet beim gärtnerischen Erfolg große Freude. Pascal Klenart hat in seinen Schaubeeten längst Ideen für eine sogenannte Unterbepflanzung entwickelt. Purpurglöckchen passen wegen der Farbe. Auch Gräser sind gute Partner. Möglich wären auch Minze-Sorten, weil sie ähnliche Ansprüche an Feuchtigkeit und Nährstoff haben.

Die Sorte ‚Midnight Marvel‘, mit der für Pascal Klenart die Hibiskusliebe anfing, ist heute noch ein Bestseller in seiner Gärtnerei. Doch auch andere Sorten sind begehrt. Was daran liegt, dass der Gärtner auf der vergangenen Bundesgartenschau in Heilbronn gleich zwölf begehrte Goldmedaillen für sein Hibiskus-Sortiment und einen Ehrenpreis des Landesverbands Gartenbau Nordrhein-Westfalen für sehr gute Qualität, beeindruckende Formen und Farben mit nach Erfurt nehmen konnte.

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