Wasser ist der Ursprung allen Lebens, heißt es. Im Kufsteinerland, vor der eindrucksvollen Kulisse der Tiroler Alpen, ist die Bedeutung des nassen Elements allgegenwärtig. Etwa frühmorgens, bei einer kraftvollen Yogaeinheit am tiefgrünen Thiersee. Noch bedeckt kühler Morgentau das Gras auf der Liegewiese des Strandbades am Nordufer des Sees. Die ersten Sonnenstrahlen tanzen über das spiegelglatte Wasser. Und wo später am Tag die Badegäste ihre Handtücher ausbreiten, werden jetzt die ersten Sonnenstrahlen von Yoginis und Yogis auf ihren Matten begrüßt. Einatmen, ausatmen, ankommen. Der Blick auf den See und den Pendling, den Kufsteiner Hausberg, lässt dabei den Geist sanft zur Ruhe kommen.
Kristallklares Badevergnügen und keine Bananen
Insgesamt 6 Badeseen zählt das Kufsteinerland, und keiner gleicht dem anderen. Was sie alle gemeinsam haben: eine herausragende Wasserqualität und rundum prächtige Tiroler Natur. Ein Geheimtipp ist der in den 30er-Jahren angelegte, 3,5 Hektar große Stimmersee. Er gilt sogar als einer der zwei saubersten Seen Österreichs. Mit seinem flachen und bequemen Zugang zum Wasser ist er vor allem für Kinder ideal, die hier nach Herzenslust planschen können. Der kleine Bananensee auf dem sonnigen Hochplateau von Schwoich hat mit der gleichnamigen tropischen Frucht lediglich die Form gemein. 1998 wurde er als erster Biotop-Badesee Tirols eröffnet. Von der Liegewiese am Waldrand eröffnet sich ein herrliches Panorama auf den Wilden Kaiser. Angenehme 22 Grad Wassertemperatur werden hier im Jahresmittel gemessen. Wer beim Schwimmen einmal Wasser verschluckt, muss sich nicht sorgen: Der See wird mit bestem Trinkwasser gespeist.
Wandern von See zu See
Am Fuße des Thierbergs, ganz in der Nähe der historischen Festungsstadt Kufstein, schmiegt sich der langgezogene Hechtsee an den duftenden Mischwald. Fast 60 Meter ist das Wasser hier an manchen Stellen tief. Beste Bedingungen für eine rege Fischpopulation, darunter – Nomen est Omen – auch zahlreiche Hechte. Auf der Wiese vor der Seearena lässt es sich im Schatten einer alten Föhre herrlich dösen. Sportliche dürfen ihre Beachvolleyballkünste unter Beweis stellen. Wer mag, steigt am Hechtsee in den Vier-Seen-Wanderweg ein. Entlang angenehm flacher Wege erreichen die Wanderer den kleinen, romantischen Prillsee, den geheimnisvollen Längsee mit seinem fast schwarzen Wasser und den Egelsee, der aufgrund seiner seltenen Fauna und Flora als Natura-2000-Schutzgebiet eingestuft wurde. Baden ist hier nicht gestattet. Ein dichter Schilfgürtel und hübsche Seerosen zieren das Seeufer. Wer Glück hat, bekommt einen Bussard oder Kormoran zu Gesicht.
Die „Blaue Quelle“ von Erl
Ein ganz besonderer Wasser-Kraftplatz ist die „Blaue Quelle“. Rund 700 Liter Trinkwasser sprudeln hier jede Sekunde aus der Erde und speisen einen kleinen See am Ortsrand der Passionsspiel-Gemeinde Erl. In changierenden Grün-, Blau- und Türkistönen leuchtet das Wasser des Naturbeckens. Für die ungewöhnliche Farbintensität hatte man zu früheren Zeiten allerlei mystische Erklärungen parat. Tatsächlich sind es Armleuchteralgen, die den Quellsee zum Schillern bringen. Die Wassertemperatur beträgt konstante 8,1 Grad – zu kalt zum Baden, jedoch grade richtig zum Trinken. Am Brunnen direkt hinter dem gleichnamigen Gasthaus „Blaue Quelle“ machen häufig Spaziergänger und Wanderer halt, um das „magische“ Wasser in ihre mitgebrachten Flaschen abzufüllen.
Mittendrin im wilden Wasser
Wer durch die Glemmbachklamm bei Hinterthiersee wandert, erlebt die unbändige Kraft des Wassers hautnah. Es plätschert, gurgelt, spritzt und rauscht. Durch den kristallklaren, reißenden Bach flitzen pfeilschnelle, kleine Bachforellen. Mit hochgekrempelten Hosenbeinen und den Zehen im kühlen Bach geht es auf Tuchfühlung mit dem nassen Element. Die Tour ist nichts für Wasserscheue, denn ganze zehn Mal durchqueren die Klammwanderer die erfrischenden Fluten, balancieren über Steine und klettern über Metallstiegen, die in den blanken Fels geschlagen wurden. Trittsicherheit, Konzentration und Mut sind hier gefragt. Der Weg durch die Klamm wird so zu einer Art aktiver Gehmeditation und einem Naturerlebnis, das sich lange einprägt. Das perfekte Familienprogramm an einem heißen Sommertag. Ebenso empfehlenswert: Ein zweites Paar Schuhe, um die Wanderung trockenen Fußes fortzusetzen.
Nicht ganz so wild, aber ein dafür umso entschleunigenderes Naturschauspiel, ist der Wasserfall nahe der St. Nikolauskapelle in Ebbs. Nach Regenfällen plätschert hier inmitten des Buchenwaldes das Wasser über den mächtigen Felsen. Im Zusammenspiel mit der klaren Luft des Waldes, dem Zwitschern der Vögel und des diffusen Lichteinfalls durch die Baumkronen ist dies ein nahezu magischer Ort für Ruhesuchende.