Einfahrt Učka Tunnel Kroatien
Der Učka-Tunnel war im ADAC Tunneltest 2020 der schlechteste Tunnel in Kroatien. Bild: ADAC

ADAC Tunneltest 2020: Österreich top, Italien Flop

Das Ergebnis ist ernüchternd: Über die Hälfte der inspizierten Tunnel erfüllt die Mindestanforderungen der Europäischen Union für Sicherheit in europäischen Straßentunneln nicht. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung des ADAC, bei der der Club mittels Sichtprüfungen und Abstandsmessungen 16 Tunnel auf wichtigen Reiserouten im transeuropäischen Straßennetz in Italien, Kroatien und Österreich geprüft hat.

Dabei gibt es große Unterschiede zwischen den Ländern. Österreich hat in den vergangenen 20 Jahren rund 5,6 Milliarden Euro in Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit von Tunneln investiert, was sich auch im Ergebnis der ADAC Inspektion widerspiegelt. Alle untersuchten Tunnel in Österreich erfüllten die Mindestanforderungen der EU.

Ergebnisse ADAC Tunnel-Inspektion 2020
Gesamtergebnisse der ADAC Tunnel-Inspektion 2020, durchgeführt vom 24. Februar bis 6. März 2020. Bild: ADAC

Auch Kroatiens Tunnel sind überwiegend solide, nur eine der drei inspizierten Röhren, der im Gegenverkehr betriebene U?ka, erfüllte die Standards nicht. Hier sind darüber hinaus die Pannenbuchten zu weit voneinander entfernt (1.750 statt 1.000 Meter), Notausgänge fehlen und es mangelt an externen Zugängen für Rettungskräfte.

Bei den untersuchten italienischen Tunneln gab es deutliche Mängel in punkto Sicherheit, vor allem im Bereich Ereignisbeherrschung und Selbstrettung. Nur einer der inspizierten Tunnel (Allocco) erfüllte die EU-Mindeststandards zumindest teilweise, sieben weitere gar nicht. Allein sechs Tunnel, darunter die am schlechtesten bewerteten Tunnel Giovi und Les Cretes, werden von der privaten Gesellschaft Autostrade per l’Italia unterhalten. Beide Tunnel entsprachen in keiner der drei Testkategorien den baulichen und technischen Vorgaben der EU-Richtlinie.

Tunnel Les Cretes Italien
Einer der am schlechtesten bewerteten Tunnel in Italien ist Les Cretes. Bild: ADAC

Die gravierendsten Mängel der ADAC Tunnel-Inspektion: keine oder zu weit auseinander liegende Pannenbuchten, Notausgänge und Notrufeinrichtungen sowie fehlende Löschwasser-Hydranten. Im Falle eines Unglücks kann dies lebensgefährlich sein. Immerhin beobachteten die Tester in sechs der 16 Tunneln zum Testzeitpunkt Sanierungsmaßnahmen.

Ohne vorherige Ankündigung erfassten die Tester vom 24. Februar bis 6. März während wiederholter Durchfahrten die sichtbaren baulichen Gegebenheiten und Ausstattungen der Tunnel. Mit einem speziell präparierten Fahrzeug wurden neben den Sichtprüfungen auch Abstandsmessungen durchgeführt. Die so ermittelten Daten wurden im Nachgang ausgewertet und in drei Kategorien dargestellt: Prävention, Selbstrettung und Ereignisbeherrschung.

Gravierendste Mängel bei der ADAC Tunnel-Inspektion 2020
Mangelhafte Pannenbuchten, Notausgänge und Notrufeinrichtungen sowie fehlende Löschwasser-Hydranten waren die gravierendsten Mängel bei der ADAC Tunnel-Inspektion 2020. Bild: ADAC

Der ADAC testet seit 1999 wichtige unterirdische Straßenverbindungen in Europa auf ihre Sicherheit und bewertete dabei in den letzten 20 Jahren an die 400 Tunnel. Eine Reaktion auf die katastrophalen Unglücke im Tauerntunnel und Mont Blanc im gleichen Jahr, die insgesamt 53 Menschen das Leben kosteten. Auch die Europäische Union reagierte in den Folgejahren mit einer Richtlinie aus dem Jahr 2004, die Mitgliedstaaten dazu verpflichtete, definierte Mindeststandards in ihren Tunneln umzusetzen. Dafür hatten sie zehn Jahre Zeit, in Ausnahmefällen wie etwa Österreich, Kroatien und Italien 15 Jahre – also bis zum April 2019. Einige Länder sind dieser Forderung bislang immer noch nicht oder noch nicht ausreichend nachgekommen, weshalb die Europäische Kommission im Oktober 2019 ein Vertragsverletzungsverfahren gegen Belgien, Bulgarien, Italien, Kroatien und Spanien eingeleitet hat.

Unsere letzten Reise News vom ADAC

Notbremsassistent beim Rückwärtsfahren vom ADAC gefordert

Viele Unfälle beim Rückwärtsfahren lassen sich durch moderne Technik verhindern, wie ein aktueller Systemvergleich des ADAC zeigt. Der Mobilitätsclub hat zehn verschiedene Fahrzeuge mit Notbremsassistenten (AEB) für das Rückwärtsfahren untersucht.

Ad-hoc-Laden oft deutlich teurer als mit Vertrag

Der ADAC hat in einer Stichprobe die Preise fürs Ad-hoc-Laden verglichen – und kann für das Laden an Autobahnen eklatante Preisunterschiede beziffern: Ad-hoc-Laden ohne Vertragsbindung ist beim gleichen Anbieter bis zu 62 Prozent teurer als in einer vertragsbasierten Variante ohne Grundgebühr.

Tanken abseits der Autobahnen deutlich günstiger

Tanken abseits der Autobahnen ist häufig deutlich günstiger. Die Preisunterschiede zu den Tankstellen an den Autobahnen werden immer größer, teilsweise bis zu 57 Cent pro Liter, wie derADAC in einer aktuellen Unteruchung festgestellt hat.

ADAC warnt vor Kostenfalle beim Arztbesuch im Urlaub

Urlauber werden häufig gezielt zu Hotelärzten oder Privatkliniken vermittelt, die die Europäische Krankenversicherungskarte (EHIC) meist nicht akzeptieren. Sie werden dort unter Druck gesetzt, sofort zu zahlen, und nicht über günstigere öffentliche Medizineinrichtungen informiert.

  • Letzte Beiträge

  • Categories

  • Anzeige
  • Teile diesen Beitrag:

    Facebook
    Twitter
    LinkedIn
    Email
    WhatsApp

    Kommentar verfassen

    Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

    Weitere Magazinbeiträge vom ADAC

    Winterreifen Regelungen im Ausland
    ADAC

    Winterreifenpflicht im Ausland

    Im benachbarten Ausland sehen die Regelungen in Bezug auf eine Winterreifenpflicht häufig anders aus als in Deutschland. Die ADAC Clubjuristen klären auf, was es in Sachen Winterreifen im Ausland zu beachten gibt.

    Weiterlesen »

    Hier finden sie eine Übersicht mit sämtlichen Magazinbeiträgen vom ADAC.

    Nach oben scrollen