Klagemauer in Jerusalem erhält traditionelle Inspektion

Gesundheitscheck für die wichtigsten Steine in Israel: Vor dem Passahfest, das am 27. März beginnt, wird die Klagemauer mit Injektionen flüssigen Mörtels aufs Fest vorbereitet. Die Mischung hilft dabei, das historische Bauwerk zu erhalten. Die Untersuchung hat durchaus Tradition: Alle sechs Monate, vor Pessach und ein halbes Jahr später, vor den hohen Feiertagen des Judentums Rosh haShanna und Jom Kippur, führen Ingenieure der Western Wall Heritage Foundation (WWHF) und Konservatoren der Denkmalschutzbehörde Israel Antiquities Authority (IAA) eine Inspektion der 2.000 Jahre alten heiligen Stätte durch.

Unter gewöhnlichen Umständen suchen jährlich rund 12 Millionen Menschen die Klagemauer auf. In Zeiten der Pandemie konnten Gläubige sie nur virtuell besuchen. Mordechai (Suli) Eliav, Direktor der WWHF erklärt nun: „Wir bereiten uns wieder auf die Rückkehr der Besucher vor.“ Die Arbeiten an der Mauer unterliegen religiösen Auflagen, die der Rabbiner der Klagemauer Rabbi Shmuel Rabinowitz mit anderen Rabbinern bereits vor 18 Jahren festgelegt hatte.

Ein Pass für jeden Stein
Yossi Vaknin, Chefkonservator der IAA im Bereich der Klagemauer, erklärt das Vorgehen bei den Injektionen: „Die 2.000 Jahre alten Mauersteine sind natürlichen Witterungseinflüssen ausgesetzt. Unsere halbjährliche Inspektionsroutine ermöglicht uns, den Zustand jedes einzelnen Steins zu prüfen. Wir haben eine Art „Pass“ für jeden einzelnen der Hunderte von Steinen und überwachen Dutzende von Parametern an und um die Mauer. Unsere jüngste Untersuchung ergab nun, dass die äußere Schicht behandelt werden musste. Flüssiger Mörtel auf Kalksteinbasis wird in den Riss eingebracht, und sobald er getrocknet ist, kann die schadhafte Stelle repariert werden. Es ist die bestmögliche Methode, die Steine zu ‚heilen‘ und der ultimative Schutz gegen Verwitterung für die wichtigsten Steine der Welt.“

Jahrtausendealtes Ökosystem
Die alten Mauern des Tempelbergs sind Teil eines einzigartigen Ökosystems und Lebensraum vieler Pflanzen und Tiere. Vaknin führt dazu aus: „Viele Pflanzen haben ihre Wurzeln ins Mauergestein gegraben, insbesondere Kapernsträucher. Auch Agapanthus und Goldenes Bilsenkraut haben sich in den Ritzen zwischen den Steinen angesiedelt. Außerdem nutzen sie viele Vögel wie der Mauersegler als Nistplatz.“ So ist Erhaltung der Bausubstanz auch gleichzeitig Natur- und Artenschutz. „Wir sehen die Bedeutung der einzigartigen Flora und Fauna dieses Baudenkmals und erhalten im Rahmen unserer Arbeit dieses Ökosystem. Gleichzeitig gewährleisten wir die Stabilität der Steine, damit die Klagemauer noch mindestens weitere 2.000 Jahre erhalten bleibt.“

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