Für den nächsten Citytrip in die schwedische Hauptstadt sollten sich Geschichts- und Kulturinteressierte drei Ausstellungen vormerken: die neue Wikinger-Schau im Geschichtsmuseum, die Retrospektive über Designer Stig Lindberg und die Begegnung mit dem “Architekten von Leben und Tod”, Sigurd Lewerentz. Alle drei sind von Oktober bis einschließlich Januar parallel zu sehen. Sie beleuchten ganz unterschiedliche Aspekte der schwedischen Kulturgeschichte, und auch wenn man es vielleicht nicht weiß, kommt so ziemlich jeder Stockholmbesucher mit diesen Themen bzw. Persönlichkeiten einmal in Berührung. Am bekanntesten sind natürlich die Wikinger, und bei der Konzeption von “Welt der Wikinger” (Vikingarnas Värld) hat das Museum Historiska keine Kosten und Mühen gescheut: Diese neue Dauerausstellung ist die umfangreichste ihrer Art – weltweit! Sie beherbergt über 1.500 Artefakte und dreidimensionale Nachbildungen sowie digitale und interaktive Stationen zum Lernen und Erleben. Im Zentrum steht der “Weltenbaum” Yggdrasil, der für die frühen Bewohner Skandinaviens den gesamten Kosmos symbolisierte. Seine Wurzeln leiten die Besucher durch die zehn Themenbereiche, darunter Gesellschaft, Glaube, Handel, Handwerk und die berüchtigten Plünderfahrten. Farbenfroher und moderner geht es im Skulpturenpark Millesgården zu: Das ohnehin sehenswerte Ausflugsziel nördlich der Innenstadt zeigt (noch bis 30. Januar 2022) die schönsten Werke des schwedischen Gestalters Stig Lindberg (1916-1982). Er ist vor allem für das Porzellanservice „Berså” mit stilisierten grünen Blättern bekannt, das er 1961 für die Manufaktur Rörstrand entworfen hat und das noch heute gefertigt wird. Unter den 400 ausgestellten Produkten finden sich neben Geschirr aber auch Tapeten, Textilien und Industriedesign. Lindberg gehörte ab etwa 1940 zu den kreativen Köpfen, die das schwedische “Volksheim” einrichteten – mit ästhetischen und ebenso praktischen Gebrauchsgegenständen. Zu dieser Zeit hatte sich Sigurd Lewerentz (1885-1975) bereits als Architekt etabliert und entwarf modernistische Kirchen wie das monumentale Gotteshaus im Stockholmer Vorort Björkhagen. Aber auch der Waldfriedhof (Skogskyrkogården), der mittlerweile zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, ist Teil seines Lebenswerks. Das Stockholmer Zentrum für Architektur und Design (ArkDes) eröffnet am 1. Oktober 2021 die weltweit erste Einzelausstellung über Lewerentz (bis 28. August 2022), die anhand von Plänen, Skizzen und Modellen tiefe Einblicke in das Leben und Werk des einfluss- und facettenreichen Architekten gibt. Diese und weitere Ausstellungen sowie unendliche Möglichkeiten zum Shoppen der neuen Herbstkollektionen machen die entspannt-stilvolle Metropole an der Ostsee zum Topziel für einen Städtetrip in der Nebensaison.
PS: Wer lieber Adrenalin statt Artefakte hat, sollte sich den kultigen Swimrun „Ö till Ö” merken, der am 6. September in den Stockholmer Schären stattfindet. Die nasse Angelegenheit verlangt Sportlern einiges ab, die 75 Kilometer über 24 Inseln zurücklegen.