Fernwandern „macht etwas mit einem“. Nicht erst seit Bestsellern oder Reiseblogbeiträgen über E5 und Co. wissen das alle, die sich bereits selbst auf ein solches Abenteuer eingelassen haben. Beim kontinuierlichen Laufen durch ungezähmte Natur bauen sich Stresshormone ab, ein längst vergessen geglaubtes Freiheitsgefühl lässt die Gedanken fliegen. Der Lechweg führt entlang eines der letzten Wildflüsse Europas von dessen Quelle am Arlberg über das Tiroler Lechtal bis nach Füssen im Allgäu. Auf den 125 Kilometern zwischen Österreich und Deutschland kommen Absolventen in der Regel nicht an ihre physischen Limits, sich selbst aber auf jeden Fall ein Stück näher.
So weit, so gut
Je schöner, desto besser
Laufen, schweigen, lauschen, staunen
Der 125 Kilometer lange Lechweg kann mit einer Fülle an solchen Naturschönheiten aufwarten: Immer entlang des Wildflusses, beginnt die Strecke schon spektakulär an dessen Quelle am Formarinsee oberhalb von Lech am Arlberg. Das beinah kreisrunde Berggewässer auf 1.793 Metern leuchtet je nach Sonneneinfall von türkisgrün bis azurblau. Weiter führt der zertifizierte Leading Quality Trail in Richtung Warth, wo sich auch zahlreiche tierische Bergbewohner wohlfühlen, darunter Murmeltiere, Gämsen und Adler. Einige Etappen später im Tiroler Lechtal überqueren Wanderer die Höhenbachschlucht, die sich von den blühenden Wiesen am Gföllberg bis zum Sonnenplateau Schiggen erstreckt. Dabei bietet die Holzgauer Hängebrücke freien Blick auf den Simmswasserfall. Das Schutzgebiet Pflacher Au liegt beinah direkt am Lechweg in Reutte und beherbergt Wasservögel, Blässhühner, Schwalben sowie Mauersegler. Vom Vogelbeobachtungsturm haben Hobby-Ornithologen den 360-Grad-Blick über Bäche, lehmige Tümpel und Stillgewässer.
Hinter der Landesgrenze bei Füssen markiert schließlich eins von Bayerns schönsten Geotopen das Finale furioso der Strecke. Lechfall und -schlucht sind seit je ein Ort zum Innehalten, soll dort doch der Heilige Magnus auf der Flucht vor heidnischen Verfolgern über den wilden Fluss gesprungen sein. Heutzutage überqueren ihn Wanderer auf dem König-Max-Steg ein letztes Mal, bevor ihre 125-Kilometer-Tour ebenda endet.